Die Umgebung der Kirche

Der Friedhof


Laut Pfarrer Deppisch soll es urkundliche Belege für die Existenz eines Friedhofes "auf dem Feld" bzw. "in der Flur" bereits vor 1100 geben. Davor befand sich der Friedhof der Dorfbevölkerung um die Nikolauskapelle herum, was Knochenfunde beim Bau der Stützmauer um die Kapelle bezeugen. Da der Platz um die Nikolauskapelle sehr begrenzt war, das Dorf im Mittelalter aber bereits eine beachtliche Größe hatte, war eine Auslagerung "in die Flur" naheliegend. Um 1200 wurde die Pfarrkirche in den neuen Friedhof verlegt, evtl. existierte dort vorher bereits eine Kapelle. Der Friedhof lag rings um die Kirche, hatte jedoch eine viel kleinere Fläche als heute. Während die Nord- und Ostgrenze dem heutigen Verlauf entsprachen, erstreckte sich der Friedhof im Westen nur bis auf Höhe des heutigen Priestergrabes, im Süden nur bis zum alten Friedhofskreuz. Wie der Dorfplan von 1826 zeigt, war der Friedhof von einer annähernd elliptischen Mauer umgeben. Im Süden und Westen schoß sich daran ein Garten an, der teilweise dem Lehrer, teilweise der Kirche gehörte. Einen Eindruck vom damaligen Friedhof gibt auch der Situationsplan von 1876, der allerdings im Detail nicht genau dem Katasterplan entspricht und im Abschnitt "Lehrerwohnung" abgebildet ist.

1792 war die Kirchhofmauer eingefallen. Maurermeister Adam Graf wurde beauftragt, sie zu renovieren. Die Kosten teilten sich weltliche und kirchliche Gemeinde.

1880 war die Mauer wieder baufällig. Daher wurde von der Gemeindeverwaltung beschlossen, den besonders gefährdeten westlichen Teil der Mauer renovieren zu lassen. Im Zuge der Renovierung wurde ein neues Kirchhoftor errichtet, in dessen rechten Torpfosten noch heute das Erbauungsjahr 1881 eingemeißelt ist. Um die Renovation der Mauer gründlich durchführen zu können, wurde von der Gemeinde der anschließende "Grabengarten" des Lehrers durch Tausch erworben.

1899 wurde ein weiteres anschließendes Grundstück der Schulstiftung an die Gemeinde abgetreten. Dieses Grundstück war der Schulstiftung 1806 von Albert Breunig geschenkt worden, der Ertrag daraus sollte der Stiftung zufließen. Als Auflage mußte diese jährlich eine Messe für Breunig lesen lassen. Nach der Abtretung des Grundstücks an die Gemeinde verpflichtete sich diese, die Messe in Zukunft lesen zu lassen.

Schließlich wurden noch weitere westlich liegende Grundstücke erworben, die 1899 zur Erweiterung der Friedhofsfläche genutzt wurden. Der neue Teil des Friedhofs gehörte der politischen Gemeinde, der alte Teil der Kirchenstiftung.

Am 9. Mai 1899 gab die Gemeindeverwaltung dem Maurermeister Andreas Graf von Eßfeld den Auftrag, um die erweiterte Friedhofsfläche die noch heute vorhandene Mauer zu errichten.

Der Friedhof war hauptsächlich mit Einzelgräbern belegt, schmiedeeiserne Kreuze oder kleine Grabsteine trugen die Namen der Verstorbenen. Nach der Erweiterung des Friedhofs wurden keine Toten mehr im hinteren Teil um die Kirche begraben. Die dort gelegenen Gräber verschwanden mit der Zeit. Der Neubau der heutigen größeren Pfarrkirche 1898 sowie die Errichtung des Kriegerdenkmals 1937 führten ebenfalls zur Entfernung alter Gräberreihen. Die letzten alten Gräber südlich der Kirche wurden anläßlich der Visitation durch Bischof Stangl am 27. November 1966 entfernt. Der alte Friedhof wurde von einem großen Kreuz überragt. Die zugehörigen Figuren hängen heute in der Pfarrkirche. Auch im neuen Teil steht ein großes Kreuz. Dieses wurde am 29. Juni 1910 zusammen mit fast allen Grabsteinen von einem aus Westen kommenden Wirbelsturm umgeworfen, außerdem knickte der Sturm alle in der Windrichtung stehenden Bäume um (1). 1914 wurde auf dem stehengebliebenen Kreuzsockel, der die Jahreszahl 1822 trägt, von Georg und Kunigunda Mark ein neues Kreuz gestiftet, angeblich weil bei dem Wirbelsturm ihr Grab als einziges verschont geblieben war.

Dieses wurde am 30.12.1998 wegen Baufälligkeit auf Veranlassung der Gemeindeverwaltung zwecks Renovierung abgenommen.

1952 beschloß die Gemeindeverwaltung die Neuerschließung von Grabplätzen im neuen Friedhofsteil. Der Gemeinderat schaute aus diesem Grund den Friedhof von Baldersheim an, da dieser als "mustergültig" galt.

1973 folgte Eßfeld dem Trend der Zeit und baute ein Leichenhaus, das im Oktober eingeweiht wurde. Zur Finanzierung des Leichenhauses existierte bereits in den 50er Jahren ein Fonds. Der Erlös eines Grundstückverkaufs der Gemeinde an das Überlandwerk 1954 floß diesem Fonds zu.

An der Stelle des Leichenhauses befanden sich vorher mehrere Gräber, darunter eines mit besonders auffallendem Grabstein. Meine Urgroßmutter erzählte, daß dort eine Zigeunerin begraben gewesen sei. Diese war in Eßfeld verstorben, zu ihrer Beerdigung kamen aus allen Himmelsrichtungen eine schier unglaubliche Zahl von Zigeunerwagen. Keiner der Dorfbewohner konnte sich erklären, wie sich die Nachricht vom Tode der alten Zigeunerin so schnell im weiten Umkreis verbreiten konnte.

Ab März 1998 wurde mit der Neugestaltung des Friedhofs sowie der Neuverteilung der Gräber begonnen. Dabei wurde auch der Platz vor dem Leichenhaus neu angelegt.

Die Wehrkirchenanlage


Die 1573 erbaute Pfarrkirche war ebenso wie ihre Vorgängerin von sog. "Gaden" umschlossen(2), die den damaligen Friedhof umgaben. Dies legt die Vermutung nahe, daß in Eßfeld wie in vielen anderen fränkischen Orten im Mittelalter eine Wehrkirche existierte.

Die bekannteste Wehrkirche in unserer Gegend dürfte die Kirchenburg von Mönchsondheim sein, in die ein Museum eingerichtet wurde. Die Endsilbe "-burg" darf in unserem Fall nicht dazu verleiten, von einer richtigen Festungsanlage auszugehen. In einigen Orten war dies zwar der Fall, für Eßfeld gibt es dafür keinerlei Hinweise.

Die Eßfelder Wehrkirche konnte sicherlich umherstreifendes Diebesgesindel abhalten, einem richtigen Angriff aber sicher nicht widerstehen. Über Kampfhandlungen im befestigten Eßfelder Friedhof berichtet Paul Beusch: Am 4. Juni 1525 flüchtete sich eine Schar Bauern nach der verlorenen Schlacht bei Ingolstadt in den befestigten Eßfelder Friedhof, um sich dort zu verteidigen, wurden aber niedergemacht(3). Die Leichen sollen sich regelrecht gestapelt haben. Dabei wurde die Wehrkirchenanlage evtl. teilweise zerstört.

Für ihr Aussehen gibt es nur wenige Hinweise. Das Zentrum bildete der wuchtige Kirchturm, dessen untere Stockwerke seit ungefähr 1200 an dieser Stelle stehen.

Diese haben nur sehr kleine Fenster, gewisse Ähnlichkeiten zu einem Wachturm oder Burgfried sind augenfällig. Inwieweit das Schiff der mittelalterlichen Kirche befestigt war, ist nicht überliefert.

Wie bereits erwähnt war der Friedhof von Gaden umgeben. Diese waren zusammenhängende Gebäude mit Keller- und Speicherräumen, in denen die Inhaber Wein- und Getreidevorräte einlagerten. Die Außenmauern der Gaden waren häufig bis zum First hochgezogen, Pultdächer fielen nach innen ab. Dadurch entstand nach außen hin eine geschlossene Mauer, die nur von einzelnen Schießscharten durchbrochen war.

Von den Eßfelder Gaden gibt es zwar keine Abbildung oder nähere Beschreibungen, jedoch kann man diese Form der Gaden in ganz Franken und darüber hinaus finden. Die Gaden des Eßfelder Kirchhofs waren an die hiesigen Landwirte verpachtet, 1603 hatten sieben Ortsnachbarn je einen Gaden in Besitz. Einen Gaden hatte die Kirchenstiftung, einen die Geyer von Ingolstadt zur Lagerung ihrer Getreide- und Weingülten(2).

1671 waren die Gaden nicht mehr vorhanden, die Kirchenstiftung mußte ihr Getreide im Rathaus einlagern. An Stelle der Gaden wurde die Kirchhofmauer errichtet. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um die auf dem Plan von 1826 abgebildete Mauer. Diese verlief fast elliptisch um die Kirche. Die Gaden umschlossen sicherlich in der gleichen Form die Kirche, um so Angreifern eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten.

Einige noch heute existierende Gadenkirchenburgen zeigen ebenfalls kreisförmig um die Kirche gebaute Gaden. Um einen Eindruck einer solchen Anlage zu geben, ist nachfolgend ein Rekonstruktionsvorschlag abgebildet.

Als Grundlage wurde die Gadenkirchenburg von Gochsheim verwendet(4). Die Eßfelder Kirchenburg könnte dieser Anlage ungefähr entsprochen haben.

Ein wichtiger Teil der Befestigungsanlage war das Torhaus. Auch für Eßfeld ist ein derartiges Gebäude im Kirchhof urkundlich belegt(5). Im Kirchhoftor waren früher im oberen Stock Lehrerwohnung sowie Lehrzimmer eingerichtet. Der Lehrer war meistens noch Mesner, das Torhaus diente also zugleich noch als Mesnerhaus. Ein Grundriß dieses Torhauses ist im Kapitel "Schule" abgebildet. Die Grundfläche betrug ca. 14,2 mal 6,6 Meter. Der genaue Standort des Tores ist nicht überliefert, es spricht jedoch vieles dafür, daß das 1799 neuerbaute Lehrerwohnhaus an dessen Stelle errichtet wurde. Der Plan von 1826 zeigt jedenfalls kein Torhaus mehr, als Eingang in den Kirchhof scheint damals eine Tür im westlichen Teil der Mauer gedient zu haben.

Der befestigte Eßfelder Friedhof war, wie auch das übrige Dorf, mit Wall und Graben für zusätzlichen Schutz umgeben. Die Flurnamen "Grabenacker", "Grabengarten" und "Im Kirchgraben" geben noch davon Zeugnis. Dabei bilden heute "Grabenacker und -garten" den neuen Teil des Friedhofs, "im Kirchgraben" sind die Felder südlich des Kirchhofs. Der Dorfgraben an der Kirche wurde auch nach dessen Versteigerung 1791 noch einige Jahre lang nicht eingeebnet. Der Gemeinderat ordnete dazu folgendes an: "66 Schuh (ca. 21 m) muß der Wallgang bleiben hinter der Kirche hinaus". Erst 1849 wurde der Wallgang planiert, dessen Ausmaße wurden wie folgt angegeben: "zu die Lenge 500 Fuß (ca. 150 m) ausmagt und die Breide 9 Fuß (ca. 2,7 m) ausmagt, woher Kaspar Beetz acht Gulden Arbeitslohn erhält laut Unterschrift". Es war also ein bedeutend größerer Teil als ursprünglich vorgesehen erhalten geblieben.

Im Bild ist ein Ausschnitt aus dem Dorfplan von 1826, der helfen soll, die obigen Überlegungen nachzuvollziehen. Auf ihm erkennt man noch den alten Friedhof vor seiner Erweiterung.

Das Beinhaus


Ein weiterer Teil der Kirchhofanlage war das Beinhaus, auch "Karner" oder "ossarium" genannt. Darin wurden die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt, um Neuzugängen Platz zu machen. Die im Karner meist sichtbar aufgestapelten Gebeine waren eine eindrucksvolle Mahnung an die Vergänglichkeit.

Es gibt nur sehr wenige Hinweise auf dessen Lage. Eine Urkunde von 1787 gibt an, daß beim Umbau des Schultorhauses "ein guter Theil des Schullehrers Hofrieth und das Gebeinhaus wegfallen würde, weil ein anderer Kirchengang errichtet werden müßte". Da sich der Eingang in den Kirchhof nach Wegfall des Torhauses und Neubau des Schul-/Lehrerwohnhauses an der nordwestlichen Ecke befand, dürfte das Beinhaus wohl dort gestanden haben. Im Zuge des Schulhausumbaus scheint es nach 1787 abgerissen worden zu sein.

Das Kriegerdenkmal


Bereits 1925 wurde geplant, ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu errichten. Als Grundstock für dessen Finanzierung wurden von der Gemeindeverwaltung 300 Mark angelegt.

Als 1933 die Gemeinde Eßfeld das heutige Sportheim kaufte und darin das Rathaus und die Lehrerwohnung einrichtete, stand zur Debatte, das alte Lehrerwohnhaus abzureißen, um an dieser Stelle ein Kriegerdenkmal aufzustellen. Das alte Lehrerwohnhaus wurde aber Schließlich an Martin Beusch verkauft. Errichtet wurde das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gestorbenen Soldaten schließlich am 4. Juli 1937. Dafür mußten einige alte Gräber weichen

Die Einweihungsfeier auf dem Friedhof fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt. Links neben dem kranztragenden Soldaten steht Adam Himmel, der damalige Vorstand des Kriegervereins, daneben Adam Feser. Unten ist das Kriegerdenkmal im Jahre der Einweihung 1937 zu sehen. Die kleinen Kreuze links und rechts stehen für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Im Zentrum steht die Skulptur eines aufgebahrten gefallenen Soldaten.

Die Einweihungsfeier war von einem Festzug umrahmt, der der NS-Zeit entsprechend mit großem Aufwand inszeniert wurde.

Das folgende Foto zeigt eine Militärkapelle beim Festzug zur Einweihung des Kriegerdenkmals 1937, es wurde ungefähr auf der Höhe von Eugen Schmitt aufgenommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schlug Pfarrer König 1948 vor, die Kreuzigungsgruppe im alten Teil des Friedhofs umarbeiten zu lassen, um daraus ein Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges zu machen. Der Vorschlag wurde von der Gemeinde abgelehnt, die Kosten hätten sich auf ca. 15 000 Mark belaufen, was für die Gemeinde zu dieser Zeit nicht tragbar war. Die Kreuzigungsgruppe ist später in die Kirche gebracht worden, sie hängt im rechten Kirchenschiff. Provisorisch wurden für die toten Eßfelder Soldaten Holzkreuze um die bestehende Anlage aufgestellt.

Bis zur Einweihung des neuen Kriegerdenkmals sollten noch viele Jahre vergehen. Erst am Sonntag, dem 15. November 1964, wurde das Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege von Pfarrer Wagner geweiht und von Bürgermeister Emhart seiner Bestimmung übergeben.

Zur Einweihung des Kriegerdenkmals wurde folgendes Gedicht vorgetragen:

In ernster Stunde sind wir hier vereint,
Um uns'rer toten Helden zu gedenken,
Die kämpfend starben draußen vor dem Feind,
Für die wir trauernd hier die Fahne senken.
Es ist die Treue, die uns dazu zwingt
In der Erinnerung an ihre Taten,
Wenn nach so langer Zeit das Lied erklingt,
Ihr Lied, das Lied vom "Guten Kameraden".
Noch ist die Stunde uns wie gestern nah,
Als wir zum Abschied ihre Hände drückten
Und wir sie, als die Scheidestunde da,
Mit heißen Wünschen in die Ferne schickten.
Wie haben täglich wir um sie gebangt
Im Donner und Verderben großer Schlachten,
Bis dann bei uns die Nachricht angelangt,
daß sie das letzte, größte Opfer brachten.
Dann war der mörderische Krieg vorbei
Und heimwärts zogen, die verschont geblieben.
Doch leider, viele waren nicht dabei
Und heiße Tränen flossen um die Lieben.
Sie ruhen draußen nun in fremdem Land
In Wäldern, Meeren, steppenweiten Fernen,
In Nordlands Breiten und im Wüstensand,
An fremden Ufern, unter fremden Sternen.
Doch wenn auch jenes zarte Band zerriß,
Das uns daheim mit ihnen einst verbunden,
Das eine Große ist und bleibt gewiß:
Sie, die da draußen einst den Tod gefunden,
Sie leben weiter hier im Heimatland
In unserm Kreis, die Jungen wie die Alten.
Ihr Sterben ist uns Pflicht und Unterpfand,
Ihr angedenken treulich zu erhalten.
Auch dieses Denkmal, das wir heute weihn,
Mit ihren in den Stein geprägten Namen,
Soll ein Bekenntnis zu den Brüdern sein,
Die aus dem großen Ringen nicht mehr kamen.

Das Kriegerdenkmal trägt die Inschrift "In der Fremde ruht Ihr – doch geborgen im Herzen der Heimat". Zwei Steinplatten tragen die Namen der Eßfelder Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.


(1) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 116
(2) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 156ff.
(3) BEUSCH, P.: Eßfeld –eine fränkische Bauerngemeinde, S.86
(4) KOLB, K.: Wehrkirchen und Kirchenburgen in Franken, S. 107
(5) STAATSARCHIV WÜRZBURG: LG Ochsenfurt, Administrativakten 94