Die erste Kirche in Eßfeld kann, dürfte an der Stelle der heutigen Nikolauskapelle, wo sich auch der ehemalige Fron- und Burghof befunden hat, gestanden sein.
Über die Erbauungszeit der ersten Pfarrkirche an der Stelle, wo sich heute die St.-Peter-und-Paul-Kirche befindet, gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Allerdings kann man anhand der verschiedenen architektonischen Formen des an die Kirche anstoßenden Turmes auf die Erbauungszeit der Vorgängerkirchen unserer heutigen Pfarrkirche schließen.
Der Turm hat in seiner heutigen Form fünf Geschosse mit sog. Gurtsimsen. Es gab Pläne, den Turm 1922 und 1928 zu erhöhen, was aus Geldmangel nicht geschah. Durch den Bau des Flugplatzes Giebelstadt ist heute eine Erhöhung nicht mehr möglich.
Man kann beim Turm vier verschiedene Bauphasen unterscheiden.
Die spätromanischen Klangarkaden im vierten Geschoß weisen auf die Erbauung der ersten vier Geschosse im 13. Jahrhundert hin. Pfarrer Amrhein, der sich viel mit der Eßfelder Geschichte befaßt hat, ist sogar der Meinung "daß dieselben in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, also um 1160 bis 1180, erbaut sind"(1). Folgende Abbildung zeigt eine genaue Darstellung der spätromanischen Klangarkaden mit deren Steinmetzzeichen(2).
Das fünfte Geschoß wurde beim Neubau der Kirche um 1610 aufgemauert. Seine Schallöffnungen besitzen spätgotisches Maßwerk. Außerdem wurde ein 50 Schuh (ca. 16 m) hoher, spitzer Helm, der sog. "Echterturm", wie er zu der Zeit des Fürstbischofs Julius Echter (15731617) üblich war und noch an vielen anderen Kirchen im Landkreis Würzburg zu sehen ist, aufgesetzt. Dieser Turm wäre beinahe ein Raub der Flammen geworden, als am 4. Juni 1792 der Blitz einschlug. Nur dem Mut und Fleiß des Schultheißen Michael Breunig und des Schmiedemeisters Kaspar Lesch war es zu verdanken, daß das Feuer gelöscht werden konnte. Das Gemeindeprotokollbuch berichtet zu diesem Ereignis: "Gewitter in Turmknopf eingeschlagen und selbigen abgebrannt und ein neues Kreuz darauf gemacht worden, in diesem Jahr hat der Malter Weizen 27 fl rheinisch, das Korn 18 fl rheinisch gegolten". Diese Spitze wurde 1823 wegen Baufälligkeit abgerissen und der heutige glockenförmige Helm aufgesetzt(3). Das Rippengewölbe mit der "dextera dei" = "die Schwurhand Gottes" als Schlußstein im Untergeschoß des Turms schließlich ist frühgotisch.
Die "dextera dei", der Schlußstein des
spätgotischen Rippengewölbes im
Untergeschoß des Turmes
Das Bild zeigt die "dextra dei", daneben ist die Wendeltreppe zu erkennen, die heute in den Turm führt. Die Decke wurde beim Neubau der Kirche 1898 durchbrochen, bei der Echter-Kirche gab es, wie z.B. bei der Kirche von Eibelstadt, einen Treppenturm, der an den Turm angebaut war(4).
Die vielen Jahre seit seiner Erbauung gingen nicht spurlos am Kirchturm vorbei. 1868 und 1893 wurden dringende Renovierungsmaßnahmen durchgeführt.
1953 waren der Turmknopf und -kranz so beschädigt, daß sie abgenommen werden mußten. Der Turmknopf wurde geöffnet; darin befand sich eine Flasche mit verschiedenen Dokumenten. Der damalige Pfarrer König wurde aufgefordert, die Ereignisse von 1895 bis 1953 aufzuzeichnen, um sie ebenfalls im Turmknopf zu deponieren.
Die letzte große Renovierung wurde 1983 durchgeführt. Insgesamt wurden 78 000 DM für die Renovierung des Kirchturms und der Turmuhr ausgegeben. 15 500 DM wurden dabei durch Spenden der Dorfbewohner und der Jagdgenossenschaft aufgebracht(5).
Anhand der unterschiedlichen Baustile des Turms kann man darauf schließen, daß die erste Kirche an der Stelle der heutigen Pfarrkirche um 1200 erbaut wurde.
Da der alte Teil des Friedhofs, der die Kirche umgibt, bereits vor 1100 existierte, ist es durchaus auch möglich, daß bereits noch früher eine Kirche mit einem anderen bzw. ohne Turm an dieser Stelle stand.
Endgültige Klarheit könnten nur archäologische Grabungen bringen, die jedoch bisher nicht durchgeführt wurden. Daher richten sich die folgenden Beschreibungen der Vorgängerbauten teilweise nur nach Indizien, z. B. Mauerdurchbrüchen am Turm.
Das Erdgeschoß der Kirche von 1200 bildete nach fränkischer Art den Chor mit dem Hochaltar. Bei seiner Erbauung hatte der Chor vermutlich eine flache Holzdecke, denn beim Durchbrechen des Gewölbes für die Treppe wurden Kragsteine freigelegt, auf die die Tragbalken der Decke aufgelegt waren. Vermutlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde dann das gotische Rippengewölbe (s. S. 37) eingefügt und eine Sakramentsnische auf der Evangelienseite in der Mauer angebracht.
Das Kirchenschiff war westlich an den Turm angebaut. Bei Neubau der Kirche 1898 wurde ein Tympanon (Türsturz) gefunden, der wahrscheinlich den Eingang der ersten Kirche zierte und heute im Mainfränkischen Museum ausgestellt ist. Das Bild links unten zeigt diesen Tympanon.
Die folgende Abbildung(6) zeigt einen rekonstruierten Grundriß der Kirche, die um das Jahr 1200 gebaut wurde. Man sieht, daß das Kirchenschiff nur so groß wie der rechte Seitenflügel der heutigen Kirche war.
Grundriß der um das Jahr 1200 erbauten Kirche im Original-Maßstab
Zur Zeit des Fürstbischofs Julius Echter war diese Kirche entweder baufällig oder zu klein geworden. Daher wurde das Schiff der Kirche abgebrochen und an der Nordseite des Turmes eine neue Kirche, bestehend aus Chor und Schiff, angebaut. Das im Turm vorhandene Chor wurde als Sakristei eingerichtet und deshalb eine Tür durchgebrochen. Der Chorbogen am Turm wurde zugemauert.
Das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter
von Mespelbrunn über dem Eingang der Pfarrkirche
Eine ummauerte Wendeltreppe führte außen am Turm nach oben zu einer Türe, die früher nach Westen in das Dach der Vorgängerkirche führte. Im ersten Stock des Turms wurde eine neue Tür nach Norden in das Kirchendach durchgebrochen. Als Erbauungsjahr dieser Kirche gibt Pfr. Amrhein 1614 an. Er stützt sich bei dieser Datierung jedoch lediglich auf einen Gedenkstein für Julius Echter, der 1614 eingemauert wurde. Dieser nennt zwar eindeutig als Bauherren den Fürstbischof Julius Echter, sagt allerdings nicht eindeutig aus, daß die Erbauung der Kirche im gleichen Jahr wie die Aufstellung des Gedenksteines erfolgte. Derartige Inschriften wurden 1614 in vielen Kirchen anläßlich des vollendeten 40. Regierungsjahres Echters angebracht. Dagegen gibt eine Urkunde aus dem Turmknopf vom Jahre 1823 als Erbauungsjahr 1573, was allerdings ebenfalls nicht zutreffen kann, da in einem Verzeichnis der Echter-Bauten von 1612 die Kirche als "neu gebaut" bezeichnet wurde. Die Kirche wäre aber bei einer Erbauung im Jahr 1573 sicher nicht mehr als "neu" bezeichnet worden. Das Erbauungsjahr fällt daher meiner Meinung nach in die Zeit um 1610.
Eßfeld hatte damals die Pfarreien Darstadt und Ingolstadt als Filialen, es wurde deshalb am 1. Sonntag im Monat für alle drei Pfarreien in Eßfeld Gottesdienst gehalten, am folgenden Sonntag in Ingolstadt und am dritten Sonn- oder Feiertag in Darstadt. Die Zahl der Kirchenbesucher war allerdings in Eßfeld größer als in den anderen Gemeinden, da Eßfeld in der Mitte zwischen Ingolstadt und Darstadt liegt. Die Kirche war deshalb für die Menge der Gläubigen zu klein geworden.
Aus diesem Grund wurde im Jahre 1663 am Haupteingang der Kirche ein "hölzernes Bäulein", das 12 Schuh (ca. 3,8 m) lang war, errichtet. Die Decke der Kirche war zu dieser Zeit mit Brettern verschalt. Dies konnte allerdings kein Dauerzustand bleiben. Außerdem war die Decke im Jahr 1753 schließlich so baufällig, daß Staub auf den Priester am Altar fiel. Es war also dringend eine Renovierung nötig. Gleichzeitig sollte der hölzerne Anbau endlich durch eine Erweiterung des Kirchenschiffs ersetzt werden.
Die schließlich um 16 Schuh (ca. 5,12 m) verlängerte Kirche erhielt eine Gipsdecke, die allerdings so schlecht gefertigt war, daß das Laubwerk aus Stuck gleich wieder abfiel und die Decke noch einmal neu geweißt werden mußte. 1783 wurde eine neue Sakristei an den Chor angebaut.
Es gab drei Altäre in dieser Kirche, die der damalige Pfarrer Jakob Bartholomäus folgendermaßen beschrieb(7): "Der hohe Altar hat im Fuß ein Gehäus mit einer Monstranz, d. i. ein Tabernakel, in der Mitte die Kreuzigung Christi gemalt, oben auf dem Kranz ein Marienbild, auf beide Seiten Petrus und Paulus. Der andere Altar auf der rechten Seite hat am Fuß Ritter St. Georg, in der Mitte drei Apostel Johannes, Jakobus und Paulus, oben nichts, der dritte Altar auf der linken Seite hat ein altes geschnitztes Marienbild mit weißer Materie bekleidet."
Im Jahre 1711 wurde ein neuer Hochaltar aufgestellt, für den die Witwe Gertraud Michel eine größere Summe vermachte. Dieser Altar wurde 1853/54 durch einen neuen gotischen Altar ersetzt, genauso wie die Seitenaltäre, die 1873 neu angeschafft wurden.
Aus dieser Kirche existieren heute noch ein Kreuz mit 2 Putten, der Beichtstuhl und Anrichte in der heutigen Sakristei, Teile des Hochaltars, die zwei Seitenaltäre, ein Teil der Kommunionbank und die Kanzel.
Grundriß der um 1610 erbauten und 1753 erweiterten Kirche(8)
Es gab damals den heute nicht mehr praktizierten Brauch, an Christi Himmelfahrt eine "Christi-Himmelfahrt-Statue" mit einem Seil in den Kirchenboden hinaufzuziehen und dann Oblaten herabfallen zu lassen. Zu diesem Zweck gab es eine Öffnung im Deckengewölbe(9). Die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt eine Seitenansicht der um 1610 erbauten Kirche(7) von Norden. Der Turm trägt bereits den heutigen glockenförmigen Helm, wie er 1823 errichtet wurde.
Seitenansicht der um 1610 erbauten Kirche
Ende des 19. Jahrhunderts gab es lebhafte Diskussionen über eine erneute Erweiterung oder einen Neubau der Kirche. Eine Erweiterung wurde abgelehnt, da die alte Kirche schon zweimal vergrößert worden war. Es wurde daher ein Neubau in Erwägung gezogen, was zu Streitereien über den Standort der neuen Kirche führte. Die Bauern aus dem westlichen und nördlichen Teil des Ortes wollten die neue Kirche lieber weiter in die Ortschaft hinein gebaut haben, an die Stelle, an der das ehemalige neue Rathaus und heutige Sportheim steht.
Ein Neubau an dieser Stelle schien vernünftig, es gab aber viele Bauern, die die Kosten dafür scheuten und daher doch lieber die alte Kirche vergrößert haben wollten.
Die Entscheidung über die Uneinigkeiten kam schließlich mit dem neuen Pfarrer Franz Zorn, der 1895 die Pfarrei übernahm. Pfarrer Zorn setzte sich mit aller Kraft wenigstens für eine Erweiterung der Kirche ein,
da die Bauern aus Kostengründen von einem Neubau agekommen waren. Da die eingeschränkten Raumverhältnisse in der Kirche immer unerträglicher geworden waren, sollte die alte Kirche vergrößert werden, rechts und links sollten Seitenschiffe angebracht, Hauptschiff und Chor verlängert werden.
Pfarrer Franz Zorn
Pfarrer Zorn beschäftigte sich aber insgeheim mit einem Neubau, er wußte, daß mit der ruinösen Bausubstanz eine Erweiterung nicht möglich war. Zunächst aber wurde offiziell die Erweiterung der Kirche in Angriff genommen.
Am Nachmittag des Ostermontags 1898 war der letzte Gottesdienst in der Kirche, danach wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen. Schon nach einigen Tagen war für alle klar ersichtlich, daß der Dachstuhl und das Mauerwerk sehr schlecht, sogar baufällig waren.
Architekt Hoffmann und Baumeister Michel, die die Baumaßnahmen leiteten, ließen daher Kirchenverwaltung und Bürger aufs Rathaus kommen und erklärten den Sachverhalt. Die Bürger waren damit im Zugzwang, eine Kirche brauchte man, eine Erweiterung war nicht möglich, also mußte eine neue Kirche gebaut werden. Damit hatte sich der Streit um den Kirchenbau quasi über Nacht gelöst. Es gab keine Diskussion mehr über den Standort, ohne Rücksicht auf die westlichen und nördlichen Einwohner sollte die Kirche an der alten Stelle neu errichtet werden.
Die Kirche wurde schließlich restlos abgebrochen, wobei folgende Steindenkmäler gefunden wurden:
Fünfzehnhundert Siebenzig drei man zehlt,
Als Bischof Julius ward erwehlt,
Was er volnbracht im Regiment
Dis zeigen an vil Monument
Wie man vor Augen dan hie schaut,
Dis Kirch von Ihm gantz neu erbaut,
Ein treuer hirt ist er geweßen
Bei dem vil tausent seelen genesen
1614
Gedenkstein für die Erbauung der Pfarrkirche
durch Fürstbischof Julius Echter, von 1614
Nach dem Abbruch der alten Kirche wurde fieberhaft am Neubau gearbeitet, so daß schon im September 1898 der Dachstuhl aufgerichtet war und im Oktober die Kirche unter Dach und Fach war. Bereits am 6. Dezember 1898 wurde der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert, es standen zwar noch die Verputzergerüste, an Weihnachten jedoch waren alle Verputzer- und Bodenlegerarbeiten beendet. Innerhalb von nur acht Monaten war unter Mithilfe der ganzen Bevölkerung die neue Pfarrkirche entstanden. Die Kosten für den Kirchenbau wurden zu 2/3 von den Ortsbürgern und zu 1/3 von der Kirchenstiftung übernommen. Dieses große Bauvorhaben war teilweise durch eine Manöverentschädigung von 95 000 Mark, die 1901 ausbezahlt wurde, ermöglicht worden.
Der folgende Plan zeigt die Grundrisse der bekannten Eßfelder Kirchen übereinander gelegt.
Auch bei der Innenausstattung zeigte sich die Bevölkerung spendabel und ermöglichte somit eine prächtige Einrichtung.
Der Hochaltar wurde aus der alten Kirche übernommen und durch die Anbetung der Weisen, einen größeren Tabernakel und einige Verzierungen durch Matthäus Schiestl erweitert.
Wie bis zur Lithurgiereform üblich, wurde am Hochaltar früher die Messe gehalten, mit dem Rücken zu den Gläubigen.
Im Jahre 1908 wurden Gewölbe und Wände noch mit Verzierungen bemalt. Diese erkennt man gut auf der folgenden Innenansicht. 1940 wurden diese Verzierungen übertüncht, 1957 dann auch die drei Wandgemälde im Chor. Diese stellten links die Verkündigung Mariens, in der Mitte die heilige Familie und rechts den 12jährigen Jesus im Tempel dar.
Das Foto zeigt die Innenansicht der Kirche kurz nach der Erbauung. Die Wände sind noch nicht mit Verzierungen bemalt und die Seitenaltäre stehen in den Seitenschiffen
Am 2. Mai 1994 wurden als Ersatz für diese Wandbilder drei große Gemälde aufgehängt, die Pfarrer Deppisch gestiftet hatte.
Bei der Renovierung 1957 wurden die Aufsätze vom Altar entfernt und die Figuren einfach auf den Altar gestellt, wie man auf dem folgenden Foto von der Beerdigung Pfarrer Röders sieht. 1976 versuchte man bei einer erneuten Renovierung den alten Zustand wieder herzustellen.
Die Figuren auf dem Hochaltar stellen die Kirchenpatrone Petrus (mit Schlüssel) und Paulus (mit Schwert) dar, in der Mitte Christus.
Die beiden Altarbilder zeigen die Geburt Christi und die Anbetung durch die Könige. Die Geburt Christi ist aus der alten Kirche übernommen worden.
Innenansicht der Pfarrkirche um 1910
Die Seitenaltäre sind ebenfalls aus der alten Kirche übernommen worde. Sie sind wie der Hochaltar neugotisch. Der linke Seitenaltar, der Marien- oder Maialtar hat als Hauptfigur eine Marienstatue, die früer als Marienbild bei Prozessionen mitgeführt wurde. Die ehemalige Statue auf dem Altar wird heute als Marienbild benutzt. Neben der Marienstatue standen der heilige Nikolaus und Kilian. Die Gottesmutter genießt in Franken großes Ansehen. Im Marienmonat Mai zog der Pfarrer nach der Kirche an diesen Altar und singt mit der Gemeinde ein Marienlied.
Der rechte Seitenaltar, der Herz-Jesu-Altar, wurde früher Kreuz-Altar genannt. das liegt daran, daß früher statt der Herz-Jesu-Statue, die 1955 gestiftet wurde, ein Kreuz im Zentrum des Altars stand.
Daneben standen Maria und Johannes. Beide wurden zusammen mit der Kiliansstatue des Marienaltars und drei Engelsfiguren in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober 1996 gestohlen.
Beide Seitenaltäre wurden bei der Renovation 1957 ganz auf die Seite gerückt und ihrer Aufsätze beraubt. An ihre Stelle wurden die Altäre, die sonst in den Seitenflügeln standen, aufgestellt. 1976 wurde der alte Zustand wieder hergestellt.
Die Pfarrkirche in den 60er Jahren
Wie schon weiter oben bemerkt, gab es in den Seitenflügeln noch zwei Altäre, also insgesamt fünf.
Die Altäre in den Seitenflügeln hatten keine Altarbilder, sondern trugen Statuen. Diese Statuen des hl. Antonius, Josef und Sebastian hängen jetzt im linken Seitenflügel an der Wand, nachdem die dazugehörigen Altäre 1976 entfernt wurden. Beim genaueren Betrachten der alten Innenansicht erkennt man den rechten Seitenflügelaltar.
1957 wurden diese beiden Altäre an die Stellen der Seitenaltäre gesetzt. Daran erinnern noch Plattenstücke im Marmorboden, die eingesetzt werden mußten, als die ursprünglichen Seitenaltäre wieder aufgestellt wurden.
Der Boden war ursprünglich mit roten Sandsteinplatten belegt gewesen. Diese wurden aber unter Pfarrer Kehl 1965 ausgewechselt und durch einen Marmorboden ersetzt.
Nach der Lithurgiereform wurde ein Volksaltar aus Münsterschwarzach angeschafft. Die Lesungen und Predigten wurden seither nicht mehr auf der Kanzel,
Der Marienaltar
Der Herz-Jesu-Altar
sondern am Ambo gehalten. Dieser wurde aus Teilen des zweiten Beichtstuhls, der im linken Seitenschiff stand, gefertigt. Der Beichtstuhl bestand ursprünglich nur aus der Mittelzelle, die Büßer mußten außen knien. Später wurde links und rechts eine Kabine angebaut.
Der Kreuzweg wurde 1899 von Bürgern gespendet und von Matthäus und Heinz Schiestl geschaffen. Der alte Kreuzweg kam in die Nikolauskapelle. Ursprünglich hatte jede Station einen verzierten Aufbau. Außerdem stand unter jedem Bild der Name der Station und es waren weitere Verzierungen angebracht, die jedoch alle bei der Renovation 1957 entfernt wurden. Es wird erzählt, daß die Künstler als Vorlage für die Gesichter der Figuren Eßfelder Bürger genommen haben, die sich mit Spenden an der Finanzierung beteiligt hatten. So soll z.B. die Figur des Lanzenträgers das Gesicht von Sebastian Körner,
die von Jesus den damaligen Bürgermeister Michael Körner als Vorlage gehabt haben. Die Eßfelder Bürger waren stets sehr großzügig, was Spenden und Stiftungen angeht.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden folgende Figuren gestiftet:
Eine besonders prächtige Spende war der 1896 in Nürnberg als Kunstwerk ausgestellte Kronleuchter, den Kaspar Raupp, der kinderlos war, stiftete. Leider wurde dieses Kunstwerk 1957 entfernt und verschrottet. Die alten Innenansichten lassen sein Aussehen noch erahnen.
Außerdem wurden die Heiligen Aloisius und Wendelin, geschaffen von den Gebr. Schiestl, angeschafft und links und rechts an Säulen befestigt.
Ein Kreuz mit drei Putten wurde aus der alten Kirche übernommen, die Kanzel ebenfalls, sie zeigt an ihren Seiten die vier Evangelisten, zusammen mit den für sie charakteristischen Tieren.
Bei der Renovierung 1976 wurde ein Kruzifixtorso mit Maria und Johannes vom alten Friedhofskreuz ins rechte Seitenschiff gebracht.
Die Kirche von Eßfeld hat drei Bildfenster. Das linke Fenster zeigt Mariä Verkündigung, das mittlere "Dreifaltigkeits-Fenster" wurde von Kirchenpfleger Sigmund Gleis und Pfarrer August Amrhein gestiftet, das rechte Fenster zeigt die heilige Familie. Auch Pfarrer Zorn leistete seinen Beitrag zur Gestaltung des Innenraumes. Er stiftete die Sandsteinbrüstung der Empore.
Die neugebaute Kirche wurde im neugotischen Stil errichtet. Die Decke erhielt ein Rippengewölbe.
Die Abbildung(15) zeigt den Grundriß der 1898 erbauten Kirche. Er soll helfen, die obigen Ausführungen über die Inneneinrichtung der Kirche zu verdeutlichen. Der Grundriß zeigt unter anderem auch die heute nicht mehr vorhandenen Seitenaltäre in den Seitenflügeln.
Nach Pfarrer Amrhein wurde 1879 für die damalige Pfarrkirche eine neue Orgel angeschafft(10). Die alte Orgel, die bedeutend kleiner war als die heutige, wurde auf der Empore der Nikolauskapelle aufgestellt und sollte der Dorfjugend zum Erlernen des Orgelspielens dienen. Da sie dadurch aber völlig ruiniert wurde und außerdem die ganze Empore einnahm, wurde sie nach einigen Jahren entfernt. Bereits 1899 erhielt die neue Pfarrkirche eine neue Orgel mit 16 Registern(11), die 1928 ein Motorgebläse erhielt. Bis dahin mußte die nötige Luft durch Ministranten, die einen Blasebalg traten, beschafft werden. Weil dieser Blasebalgdienst anscheinend nicht funktionierte, wurde nach einem Gemeindeprotokoll bereits 1827 eigens eine Person zum Blasebalgtreten von der Gemeinde angestellt, "wegen Abgang der nachkommenden jungen Bürger, wo jeder nach herkömmlichen Gebrauch ein halbes Jahr die Blasebälge an der Orgel an vor- und nachmittägigem Gottesdienst (zu treten) gehalten ist". Später übernahmen jedoch die Ministranten wieder diese Aufgabe. Die Orgel von 1928 ist noch heute in Betrieb.
In der Kirche herrschte früher eine strenge Sitzordnung, die von den Kirchenbesuchern eingehalten werden mußte.
Allgemein war die Einteilung, daß links die Frauen und Mädchen, rechts die Buben und Männer zu sitzen hatten. Die Empore war den verheirateten Männern vorbehalten.
Es gab jedoch noch genauere Unterteilungen. Im Chor standen früher links und rechts Bänke, auf denen die Schulkinder der Volksschule (1. bis 7. Klasse) zu sitzen hatten.
Im Kirchenschiff saßen in der ersten linken Bank drei Klosterschwestern, daneben die vier Marienbildmädchen, die das Marienbild an Prozessionen trugen.
Danach kamen links und rechts, getrennt nach Geschlechtern, die Sonntagsschüler/innen. Es gab nämlich nach der siebten Volksschulklasse die sog. Sonntagsschule, die Sonntag Mittag vor der Kirche als "Christenlehre" durch den Pfarrer gehalten wurde. Außerdem war noch Unterricht durch den Lehrer, im Sommer sonntags früh und im Winter am Dienstag und Donnerstag mittag von 12.30 bis 14.30 Uhr. Links vorne saß auch noch die Pfarrsköchin, damit sie rechtzeitig vor dem Ende der Kirche, bevor der Pfarrer nach Hause kam, durch den Nebeneingang der Kirche gehen konnte, um sich um das Essen zu kümmern.
Anschließend an die Sonntagsschüler kamen die jungen Frauen (links) und Männer (rechts), die noch unverheiratet waren. Nach diesen folgten die Dienstboten, die Knechte und Mägde.
An diese schlossen sich dann auf der linken Seite die verheirateten Frauen, auf der rechten Seite die Kirchenverwaltung und der Gemeinderat an. Schließlich kamen noch die alten Männer, die nicht mehr die Stiege zur Empore hochsteigen konnten und alte Frauen. Die allerletzte Bank auf der linken Seite war das sog. "Hurenbänkle", das nur eine Kniebank, aber keine Sitzgelegenheit mehr hat. Dort mußten die Frauen mit unehelichen Kindern Platz nehmen.
Eine gewisse Sitzordnung gibt es auch heute noch. Zumindest Mädchen und Jungen in den ersten Reihen sitzen nach Geschlechtern getrennt, die Mädchen links, die Jungen rechts. Auch beanspruchen einige ältere Kirchenbesucher/innen ihren Stammplatz, den man ihnen besser nicht streitig macht, will man sich nicht ihren Unmut zuziehen.
Besonderes Mißfallen des damaligen Pfarrers Amrhein wurde durch die "Unsitte" erregt, während des Gottesdienstes auf der Treppe zur Empore zu stehen. Seine Beschwerden bei der Gemeinde führte schließlich dazu, daß dies bei Strafe von einer Mark verboten wurde. Den Dienstboten sollte die Buße vom Lohn abgezogen werden(12).
Es gab früher nicht, wie heute üblich, bei jedem Gottesdienst Kommunion. Kommunion wurde früh vor der Kirche, nach der Beichte ausgeteilt. Erst in den 30er Jahren wurde eingeführt, daß dies während der Kirche geschieht, doch zuerst auch nicht jeden Tag. Erst nach einigen Jahren wurde die heute übliche Regelung eingeführt.
Die erste Nachricht über Glocken der Pfarrkirche stammt aus dem Jahre 1763, damals wurde für 162 fl, 4 Pfd, 3 Pfg eine neugegossene Glocke angeschafft. Am 10. Oktober 1801 wurde eine neue Glocke installiert, sie wog 5 Zentner, 29 Pfund und kostete 383 Gulden und wurde in Würzburg gegossen. Im Oktober 1853 wurde ein neuer Glockenstuhl aus Eichenbalken errichtet, die alten Balken wurden versteigert.
Glockenweihe 1922. Von links nach rechts:
Philipp Breunig, Anton Breunig, Bernhard Leuckert
Beim Neubau der Kirche wurden die Glocken der Vorgängerkirche verwendet. Diese mußten jedoch im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden und wurden eingeschmolzen. Im Jahre 1922 wurden neue Glocken, gegossen von den Brüdern Bachert in Kocherndorf bei Westernhausen, mit den Tönen e, fis, a, h angeschafft. Die größte Glocke trug die Namen der Kriegsteilnehmer, die kleinste die Sterbeglocke die Namen der gefallenen Soldaten, die beiden anderen Glocken die Namen der Mitglieder der
Kirchen und Gemeindeverwaltung. Die Glocken wurden von Franz Feser, meinem Urgroßvater, und Georg Körner mit Pferdegespannen auf Brückenwägen geholt. Als Führer diente Schmiedemeister Ohrenberger, der aus der Gegend von Kocherndorf, aus Westernhausen, stammte und den Weg kannte.
Die beiden Gespanne fuhren an einem Montag los und kamen erst am Donnerstag wieder an. Schlechtes Wetter, Hochwasser und die, für die Pferde ungewohnte Last, verzögerten die Fahrt.
Hinaufziehen der Glocken 1922
Am Donnerstag riefen die Fuhrleute in Eßfeld an, sie hätten kein Futter mehr für die Pferde. Daraufhin fuhr Peter Kolb mit einem weiteren Gespann und Futter nach Igersheim, wo die beiden anderen warteten. Kolb spannte seine Pferde vor den Wagen des Georg Körner, da dessen Pferde völlig erschöpft waren. So kam man schließlich in Eßfeld an.
Die Beschwerlichkeit des Weges warf den Zeitplan völlig durcheinander, so daß die Bevölkerung, die die Glocken auf Geheiß von Pfarrer Amrhein festlich empfangen wollte, bis in die Nacht vergeblich wartete.
Schließlich ging aber doch alles gut, die Glocken trafen letztlich doch glücklich in Eßfeld ein, so daß feierliche Glockenweihe gehalten werden konnte.
Die große Glocke von 1922.
Links: Adolf Dertinger, rechts: Josef Zipperich
Aber die Glocken ereilte das gleiche Schicksal wie ihre Vorgängerinnen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mußten drei der vier Glocken abgeliefert werden, auch diese wurden eingeschmolzen.
Die folgende Abbildung zeigt links Adolf Dertinger und Josef Zipperich mit der großen Glocke nach der Abnahme der Glocken im Zweiten Weltkrieg.
Voreilig entschloß man sich nach der Abnahme der drei Glocken, die der Nikolauskapelle zu der verbliebenen auf den Turm zu hängen, um wieder zusammenläuten zu können. Dies wurde jedoch verraten und schon bald wurde die Glocke der Nikolauskapelle ebenfalls geholt. Diese entkam allerdings der Einschmelzung und wurde nach dem Krieg in Hamburg gefunden. Sie hängt heute wieder in der Nikolauskapelle, zusammen mit der vierten Glocke, die vom alten Geläut der Kirche übriggeblieben war.
Die neuen Glocken bei der Glockenweihe 1950
Nach dem Krieg sollte natürlich möglichst schnell ein neues Geläut angeschafft werden. Es gelang aber erst 1950 einen Vertrag abzuschließen. Die neuen Glocken sollten die Töne dis (1710 kg), fis (1020 kg), gis (720 kg) und h (425 kg) haben. Sie wurden bei der Firma A. Junker in Brilon/Westfalen bestellt, zum festen Preis von 15 000 DM. Die Glocken sind nicht aus herkömmlicher Bronze, sondern aus sogenannter Sonderbronze, da wegen der Rohstoffknappheit nach dem Krieg nicht Zinn, sondern ein Ersatzstoff verwendet wurde. Wegen des beginnenden Koreakrieges verteuerten sich die Rohstoffe und die Firma Junker forderte eine Erhöhung des Kaufpreises. Die Gemeinde konnte sich jedoch auf den im Vertrag festgelegten Preis stützen. Aber aus Großzügigkeit gab man "dem Jammern der Firma nach" und zahlte 2000 DM mehr statt der geforderten 4800 DM13.
Die Bezahlung nahm der Gemeinderat in die Hand. Die Kosten wurden auf die besitzenden Bauern umgeschlagen, wobei auf das Hektar 25 DM kamen.
Die feierliche Glockenweihe am 18. November 1950
Durch die ungünstige Lage der Kirche fürchtete man, daß das Geläute nicht im ganzen Ort gehört werden würde. Die Bewohner des Oberdorfes verlangten, daß eine Lautsprecheranlage auf der Nikolauskapelle installiert werden sollte, um das Geläut zu übertragen. Dieser Plan wurde aber aus Geldmangel nicht ausgeführt. Eine Erhöhung des Turmes kam ebenfalls wegen des Flugplatzes nicht in Frage.
Am 17. November 1950 kamen endlich die neuen Glocken. Diesmal allerdings weniger beschwerlich mit einem Lastauto der Molkerei Vogt in Ochsenfurt.
Es herrschte große Begeisterung im ganzen Ort. Abends um 19 Uhr gab es einen feierlichen Zug zum Rathaus. Dort wurden die Glocken mit Musikkapelle, Chor, Gedichten und Festpredigt empfangen. Anschließend gab es eine Prozession zur Kirche, wo nochmals Musikverein und Chor für festliche Stimmung sorgten.
Die feierliche Glockenweihe war für den 18. November angesetzt.
Das Hinaufziehen der neuen Glocken.
Links Schmiedemeister Alois Landwehr und ein Mechaniker
Die Weihe wurde von Domkapitular Gerber zelebriert, assistiert vom Ortspfarrer Pfr. König und den Pfarrern der umliegenden Gemeinden. Die Glocken standen zur Weihe auf einem Gebälk am Boden, nur die große Glocke blieb wegen des Gewichts auf dem Laster.
Am 27. November wurden die beiden kleinen Glöckchen, die noch im Turm waren, zur Nikolauskapelle gebracht. Schließlich wurden die neuen Glocken am 30. November in den Turm aufgezogen. Dazu war es notwendig, im obersten Teil des Turmes durch das Dach einen Tragbalken anzubringen und das südliche Schallfenster durch Herausnahme von Mauersteinen zu erweitern.
Das erste Mal läuteten die Glocken am 3. Dezember, dem ersten Adventssonntag.
Es wurde eine Läutordnung erstellt, die Pfarrer König am 17. Dezember folgendermaßen niederschrieb:
Diese Läutordnung wurde 1950 erlassen und gilt zum Großteil noch heute. 1983 wurde die Turmuhr erneuert und im Zuge dieser Renovierung wurde eine neue Steuerungsanlage für die Glocken eingebaut(14). Die Glocken können von der Sakristei aus gesteuert und programmiert werden.
Nicht nur das Innere der Kirche hat Kunstwerke zu bieten. Auf der Ostseite befindet sich eine Lourdesgrotte, wie sie an vielen Kirchen nach der Erscheinung Mariens in Lourdes 1854 entstanden sind.
Der Eingangsbereich wurde vom derzeitigen Pfarrer Deppisch umgestaltet.
Die neue Pfarrkirche kurz nach der Erbauung
Die Pfarrkirche um 1920
Die beiden Abbildungen zeigen die Kirche und den alten Friedhof. Das erste Bild dürfte kurz nach der Erbauung entstanden sein, es stammt von einer Tafel, auf der noch der damalige Pfarrer Zorn abgebildet ist. Das zweite Foto ist etwas jünger, man erkennt aber noch die Kreuze des alten Friedhofs.