Der Dorfname


Die früheste herrschaftliche Ordnung im Ochsenfurter Gau geht bis in die ersten Jahre des 6. Jahrhunderts zurück. Jedoch zeugen in dieser Altsiedellandschaft vor- und frühgeschichtliche Funde von der Jungsteinzeit bis zu den Reihengräbern der Völkerwanderungszeit für eine rege Siedlungstätigkeit bereits vor den ersten urkundlichen Zeugnissen.

Nach der Völkerwanderungszeit wurde unsere nähere Heimat von Alemannen, Thüringern und Resten keltischer und elbgermanischer Stämme der Völkerwanderungszeit bewohnt.

Nach den Erkenntnissen der Ortsnamenforschung sind die "-ingen" Orte als alemannisch-schwäbisch zu betrachten. "Ingen" bedeutet soviel wie "Sippensiedlung". Mit diesem Grundwort ist meist ein Personenname verbunden, der des Siedlungsführers und -gründers. So ist z. B. im Ortsnamen "Oellingen" (Otilingen) der Personenname "Odilo" enthalten.

Auf die thüringische Siedlungsperiode in unseren Mainlanden werden die Ortsnamen auf "-ungen" (Umlaut von "-ingen"), "-leben", "-stadt", "-statt", "-stetten" zurückgeführt. Während die "-ungen" und "-leben" Orte hauptsächlich nördlich des Mains auftreten, häufen sich in unserer Nachbarschaft die "-stadt" Orte.

Durch den Sieg des Frankenkönigs Chlodwig über die Alemannen im Jahre 496 bei Zülpich im Rheinland und die Zertrümmerung des Thüringerreichs unter seinen Söhnen Theuderich und Chlotar kam ganz Süddeutschland in den Machtbereich der Franken. Den neugewonnenen Gebieten wurde bereits durch Einhard, den Geschichtsschreiber Karls des Großen, der Name Ostfranken beigelegt, im Gegensatz zu Westfranken, dem heutigen Frankreich.

Im 6. und 7. Jahrhundert rückte das Volk der Franken in die fruchtbare Gäulandschaft ein, um sie gezielt zu besiedeln und zu kolonialisieren. Dieser Zeitabschnitt wird als "fränkische Landnahme" bezeichnet.

Nach heutigem Erkenntnisstand gab es im wesentlichen zwei fränkische Siedlungsperioden. Zunächst erfolgte die merowingische Ausbauphase unter Chlodwigs Enkel Theuderich (534–548). Dieser Vorstoß ging, soweit er unsere Gegend betrifft, vom Taubergebiet, etwa von Gerlachsheim und Röttingen aus und stieß von da auf die Hochfläche des Gaus. Die Ortsnamenforschung schreibt dieser ersten fränkischen Siedlungswelle die "-heim" Orte zu, deren Anfang ein Personenname bildet. Diese Namen bezeichnen die Gründer der Ortschaften. Häufig wurden jedoch auch bereits vorhandene alemannische "-ingen" Orte mit einem neuen Namen belegt. Das Ergebnis waren dann oft Ortsnamen mit der Endung "-ingheim" oder "-igheim".

Viele unserer Nachbarorte sind "-heim" Orte. So geht z. B. der Name "Allersheim" (Alderesheim) auf den Personennamen "Adalhard" zurück, der diese Siedlung gegründet hat.

Durch großzügigen Landausbau mit planmäßigen Rodungen entstand immer neues Siedelland. Königshöfe standen z. B. in Gaukönigshofen und Sonderhofen. Sie gehörten zu einem planmäßigen Netz von königlichen Stützpunkten. Die Namen dieser Orte weisen mit der Silbe "-hof" noch heute auf die frühere Bedeutung hin. Die fränkische Staatsorganisation kannte neben diesen dem Frankenkönig direkt unterstellten Königshöfen vor allem Wehrsiedlungen königsfreier Bauern mit dem genossenschaftlichen Recht eigener Ordnung ihres Lebensbereiches. Diese Bauern waren als eine Art "Militärkolonisten" mit besonderem Recht auf Königsland angesiedelt worden, um in erster Linie Landausbau, Rodung und Siedlung zu fördern. Daneben sollten sie auch die Straßen- und Furtsicherung sowie Wege- und Brückenbau, also den Ausbau der Infrastruktur gewährleisten(1).

In einer zweiten Siedlungsperiode der karolingischen Hausmeierzeit unter Pippin dem Mittleren (673–714) und Karl Martell (714–741) wurde in unserer Gegend der Raum zwischen den beiden Königshöfen in Gaukönigshofen und Königshofen an der Tauber weiter ausgebaut. Damals entstanden Orte, die nach Bächen, Wasserläufen, Völkern und Stämmen, Himmelsrichtungen oder örtlichen Eigentümlichkeiten der Lage (Tal, Berg, Höhe), des Bodens (Ried, Sulz = Sumpf) oder der Vegetation (Stock = Buschwald, Stamm = Hochwald) benannt wurden. Weiterhin wurden Schwaben, Slawen und aus dem Gebiet der unteren Elbe zwangsdeportierte Sachsen (Ortsname "Sächsenheim") um die Königshöfe angesiedelt.

Auch die meisten Ortschaften mit den Endungen "-hausen", "-burg", "-brunn" und auch "-feld" gehören in diese Ausbauperiode, die ca. von 700–800 dauerte. Diese Einteilung nach Endsilben ist jedoch rein schematisch und kann im Einzelfall abweichen. Eindeutige Beweise liefern nun archäologische Befunde.

Der Name Eßfeld lautet in der ältesten überlieferten Form "Eichesfeld", läßt sich also auf "Eiche" zurückführen, womit eine örtliche Besonderheit des Siedlungsplatzes bezeichnet wurde. Pfarrer Amrhein ging davon aus, daß die Vorsilbe unseres Dorfnamens, der auch als "Eichsfelt", "Eychsfelt", "Eygsfelt" und auf andere Art und Weise erscheint, auf die Rodung eines Eichenwaldes hinweist. Ebenso könnte der Name ursprünglich einen Siedlungsplatz oder Lichtung bei den oder der Eiche bezeichnet haben. Dr. Kurt Schmitt, der nach dem Krieg einige Jahre in Eßfeld wohnte, verfolgte in einem Zeitungsartikel sogar die Theorie, daß die namensgebende Eiche eine den Germanen heilig Donareiche war, bei der sich ein germanischer Kultplatz befand. Bei der Christianisierung wurde, wie es allgemein üblich war, an deren Stelle ein christliches Heiligtum errichtet. Nach Dr. Schmitts Meinung ließe sich dieses Vorgehen auch auf die örtlichen Verhältnisse in Eßfeld übertragen, die Nikolauskapelle soll anstatt dieser Donareiche errichtet worden sein. Beweise gibt es für diese Theorie nicht, der Wahrheitsgehalt ließe sich nur durch archäologische Belege überprüfen.

Regierungs- und Herrschaftsverhältnisse


Unser Dorf Eßfeld gehört, wie oben angeführt, zu den frühen Kolonistensiedlungen. Diese Siedlungen standen unter der Führung und Kontrolle der Gaugrafen, die wiederum den fränkischen Herzögen als Unterbeamte unterstanden, deren Nachfolger ab der Mitte des 8. Jahrhunderts die Bischöfe von Würzburg wurden. Eßfeld (Eichesfeld) gehörte wie die Orte Tückelhausen (Tuglenhausen), Giebelstadt (Gibulstat), Königshofen (Kunigshova), Sonderhofen (Sunderenhova), Büttelbrunn (Budenbrunnen), Wolkshausen (Wolfgiseshusen), Herchsheim (Harichesheim), Rittershausen (Roderichshusen), Hopferstadt (Hopfestat), Gnodstadt (Gnozestat), Hohestadt (Hohenstat), Acholshausen (Avolveshusen), Eichelsee (Echlichesheim) und Ingolstadt (Ingilinstat) zum Badenachgau(2). Von den Gaugrafen des Badenachgaues wird namentlich als erster Graf Radulfus in einer Urkunde von 820 genannt, die gleichzeitig das erste schriftliche Zeugnis vom Dorf Eßfeld ist. Auf sie wird in einem gesonderten Abschnitt genauer eingegangen.

Aus dieser Urkunde geht auch hervor, daß Eßfeld im 8. Jahrhundert dem Bistum Würzburg geschenkt wurde. Das Dorf war jedoch nicht lange dem Hochstift unterstellt. Bischof Wolfger, der ebenfalls in der Urkunde von 820 erwähnt wurde, tauschte laut den Geschichtsschreibern Eckhardt und Lorenz Fries den Ort wieder ein(3). Unter wessen Oberherrschaft das Dorf gelangte, ist unbekannt, Urkundenmaterial aus den folgenden Jahrhunderten ist nicht vorhanden. Erst eine Tauschurkunde von 1157 gibt weitere Hinweise. In diesem Jahr erhielt das Kloster St. Stephan in Würzburg durch Tausch mit dem Kloster Wechterswinkel neben anderen Objekten das Dorf Eßfeld. Vor 1157 war also das Kloster Wechterswinkel Besitzer des Dorfes Eßfeld. Genaueres darüber ist jedoch nicht bekannt.

Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wird eine adlige Familie urkundlich erwähnt, die sich "von Eichesvelt" nannte und wahrscheinlich in der damals noch existierenden Burg in Eßfeld wohnte. Namentlich erwähnt sind Heilecha v. Eichesvelt, die um 1150 lebte, und ihre Enkelin Mechthildis v. Eichesvelt, um 1268 kommen auch Conrad und Burkard v. Eichesvelt urkundlich vor. Bei dieser adligen Familie dürfte der Minnesänger Rainmar von Zweter, der in Eßfeld begraben liegen soll, die letzten Jahre seines Lebens verbracht haben. Diese adlige Familie ist nach Pfarrer Amrhein bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts überliefert. Welche Besitzungen sie in Eßfeld hatten ist nicht bekannt, mit Ausnahme des Conrad von Eichesvelt, der um 1262 als Besitzer eines Bauernhofes in Eßfeld erwähnt wurde(4).

Nach dem Aussterben der Gaugrafen gingen die Rechte über den Ochsenfurter Gau an deren Erben, die Grafen v. Rieneck zu Grünsfeld und die Herren v. Hohenlohe Brauneck, über. Das Dorf Eßfeld kam zum Amtsbezirk des Schlosses Reichenberg.

Als erster Besitzer des Schlosses Reichenberg und Vogteiherr über das Dorf Eßfeld erscheint um 1223 Conrad von Reichenberg. Nachfolger wurde sein Sohn Ludwig von Reichenberg, der vor 1271 ohne Nachkommen verstorben ist. Das Schloß Reichenberg kaufte Konrad v. Hohenlohe und wurde damit Vogt über das Dorf Eßfeld. Auch er verstarb kinderlos. Besitzer des Schlosses Reichenberg wurde Gottfried von Hohenlohe, nach dessen Tod sein Sohn Kraft von Hohenlohe. Dieser verkaufte am 22. Juli 1345 die Schlösser Ingolstadt, Röttingen und Reichenberg an Bischof Otto Wolfskeel, wodurch auch das Dorf Eßfeld wieder zum Hochstift Würzburg kam. Bereits 1365 verpfändete Bischof Albert v. Hohenlohe das Schloß Reichenberg mit den zugehörigen Dörfern den Brüdern Heinrich und Lupold von Speckfeld. Die Pfandherrschaft der Brüder v. Speckfeld dauerte bis 1378, als Bischof Gerhard v. Schwarzburg das Schloß und Amt Reichenberg dem Ritter Eberhard Wolfskeel verkaufte, wodurch Eßfeld und die anderen zum Schloß Reichenberg gehörenden Ortschaften unter die Herrschaft der Wolfskeel kam. Später kaufte der Hofschultheis Urban Zindel, der seit 1408 urkundlich genannt ist, eine Hälfte des Dorfes. Die Zindelsche Hälfte umfaßte 13 ganze Huben, 5 halbe Huben, davon 7 Huben Lehen der Probstei Neumünster(5).

Die Verarmung des Landadels im 16. Jahrhundert machte auch vor der Familie Zindel nicht Halt. Um 1500 war die Familie verarmt, deshalb übergab der damalige Besitzer Kaspar Zindel seinen halben Teil am Dorf Eßfeld dem Hochstift als Lehen. Bereits 1511 erfolgte nach Kaspar Zindels Tod dann der Verkauf an den Bischof von Würzburg. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch die Wolfskeelsche Dorfhälfte. Im Jahre 1480 wurde diese Hälfte noch einmal geteilt, unter den Vettern Wigelos und Wenzeslaus Wolfskeel.

1516 wurden die beiden Viertel an den Bischof Lorenz v. Bibra und das Hochstift Würzburg verkauft. Das Hochstift hatte somit wieder die Herrschaft über das ganze Dorf erlangt. Mit der Dorfherrschaft war allerdings kein geschlossener Besitz gemeint, neben dem Bischof als Dorfherr hatten noch zahlreiche andere Institutionen und Personen Besitz, Rechte und Gülten in Eßfeld: das Kloster und Ritterstift St. Burkard in Würzburg, das Kloster St. Stephan in Würzburg, das Stift Neumünster, der Domprobst, das Zisterzienserinnenkloster Himmelspforten bei Würzburg, das Frauenkloster Paradies in Heidingsfeld, die Johanniterkommende in Würzburg, das Deutschordensamt in Gelchsheim, die Karthause Engelgarten in Würzburg, das Kloster Oberzell, die Karthause Tückelhausen, das Schottenkloster und das Jesuitenkolleg in Würzburg, die Marienkapelle auf dem Judenplatz in Würzburg, Stift Haug, die Pfarrei Acholshausen und die Pfarrei St. Laurenz in Heidingsfeld, außerdem die Familien Geyer und Zobel(6).

Nach dem Erwerb durch das Hochstift gehörte das Dorf Eßfeld anfangs zum Amt Bütthard, 1683 wurde es dem Amt Heidingsfeld unterstellt, bei welchem es bis zur Säkularisation blieb. Am 9. Februar 1801 wurde durch den Lunéviller Frieden und dann formell durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 Bayern das Hochstift Würzburg zugesprochen. Unter der Führung des Staatsministers Montgelas folgte der Neubau des Reiches Bayern. Schematisch wurden aus den alten Verwaltungsstrukturen neue geschaffen. Die sog. Landgerichte wurden eingeführt. Das Landgericht Ochsenfurt formierte man aus den Orten der bisher domkapitelischen Ämter Ochsenfurt und Eibelstadt, des hochstiftischen Amtes Heidingsfeld, zu dem auch Eßfeld gehörte, dazu kamen die unter der Dorfherrschaft der Würzburger Stifter Haug und Neumünster stehenden Dörfer, sowie das domprobsteiliche Dorf Zeubelried und die Karthause Tückelhausen mit Hohestadt(7).

Durch die Königliche Allerhöchste Verordnung vom 24. Februar 1862 wurde auch im Königreich Bayern Justiz und Verwaltung geteilt. Durch die Zusammenfassung der bisherigen Landgerichte wurden reine Verwaltungsdistrikte gebildet und für jeden dieser Distrikte ein Bezirksamt geschaffen. Das Bezirksamt Ochsenfurt entstand dabei durch den Zusammenschluß der beiden bisherigen Landgerichte Ochsenfurt und Aub-Röttingen.

Diese verwaltungsmäßige Gliederung Bayerns in Bezirksamtssprengel reichte bis ins 20. Jahrhundert hinein. Im Zuge nationalsozialistischer Gleichschaltung wurde durch Gesetz vom 28. November 1938 für die Bezirksämter die aus der preußischen Verwaltungstradition stammende Bezeichnung "Landrat", für das Amtsgebiet die Bezeichnung "Landkreis" eingeführt(8). Der "Landkreis Ochsenfurt" lag nach nationalsozialistischer Gaubezeichnung in "Mainfranken". Die nachfolgende Karte(9) zeigt den Landkreis Ochsenfurt, der dem Gebiet des Bezirksamtes Ochsenfurt entsprach. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der "Kreis Mainfranken" 1946 mit der Bezeichnung "Regierungsbezirk Unterfranken" der neuen Regelung angepaßt. Im Jahre 1972 wurde eine Landkreis- und Gebietsreform durchgeführt(10). Nach der Verordnung zur Bestimmung der Namen der Landkreise und der Sitze der Kreisverwaltung vom 10. April 1973 wird im Regierungsbezirk Unterfranken als neunter Landkreis der Landkreis Würzburg mit der Stadt Würzburg als Sitz der Kreisverwaltung genannt.

Der bisherige Landkreis Ochsenfurt mit rund 35 500 Einwohnern, der damit unter dem Richtwert von 80000 Einwohnern für die Bildung eines eigenen Landkreises blieb, bildet zusammen mit dem bisherigen Landkreis Würzburg sowie Teilen der ehemaligen Landkreise Gerolzhofen, Karlstadt, Kitzingen und Marktheidenfeld diesen neuen Landkreis, dem damit auch das Dorf Eßfeld angehört.

Von größerer Bedeutung als die Landkreisreform war sicher die Gemeindegebietsreform für Eßfeld, brachte sie doch 1978 den Verlust der Selbständigkeit und die Eingemeindung in die Marktgemeinde Giebelstadt mit sich. Im Zuge der Eingemeindung wurde aus heute nicht nachvollziehbaren Gründen der größte Teil des Archivs der Gemeinde Eßfeld, das im neuen Rathaus gelagert war, im Flurstück "Pfanne" verbrannt. Fast alle Unterlagen und mit ihnen Hunderte Jahre Dorfgeschichte gingen auf diese Weise verloren.

Erste urkundliche Erwähnung


Wie bereits schon erwähnt, stammt die älteste Urkunde, in der das Dorf Eßfeld (Eichesfeld) namentlich genannt wird, vom 20. Januar 820. Sie wurde von Kaiser Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, im kaiserlichen Palast in Aachen ausgestellt. Veranlassung zur Ausfertigung der kaiserlichen Urkunde war eine Klage des Würzburger Bischofs Wolfgarius (Regierungszeit 810–832) gegen den verstorbenen Gaugrafen Radulfus im Badenachgau, der "gewisse Sachen" in der Gemarkung der beiden Dörfer Eichesfeld und Gibulestadt, die nicht näher bezeichnet sind, unzulässigerweise in seinen Besitz gebracht hat, obwohl dieselben von den adeligen Herren Hrunzolfus, dessen Gemahlin Frohildis und seinem Bruder Luto der Kirche des hl. Kilianus in Würzburg übergeben worden waren. Kaiser Ludwig ließ die Klage durch den Bischof Bernarius und den Grafen Ermanfried untersuchen und sprach auf Grund ihres Berichts durch diese Urkunde die "vorgenannten Sachen" der Kirche des hl. Kilianus, d. h. dem Bistum Würzburg zu(11).

Urkunde vom 20. Januar 820

Bei diesen "Sachen" hat es sich nach Pfr. Amrhein höchstwahrscheinlich um den Zehnt in den beiden Orten gehandelt, der von den beiden Brüdern Hrunzolfus und Luto an das Bistum Würzburg übergebenwurde. Ein Gaugraf namens Runzolf, der wahrscheinlich mit dem genannten Hrunzolfus identisch ist, wird bereits in einer Vermarktungsurkunde über die Markt Würzburg vom Ende des 8. Jahrhunderts erwähnt. Die Existenz des Dorfes Eßfeld ist damit bereits für diese Zeit belegt(12). Im folgenden nun die Übersetzung der Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen vom 20. Januar 820(13).

Im Namen Gottes, unseren Herrn und Erlösers Jesus Christus. Ludwig durch Anordnung der göttlichen Vorsehung Kaiser, Mehrer des Reiches.
Wir wollen, daß allen Getreuen der heiligen Kirche Gottes und unseren Getreuen, sowohl den gegenwärtigen, als den zukünftigen, bekannt gemacht werde, das Wulfgar Bischof der Würzburger Kirche, sich in Gegenwart unserer Hoheit beschwert hat, das gewisse Güter im Badenachgau in der Markt der beiden Dörfer Eichesfeld und Gibulesstat, welche ein gewisser Hruntzolf und sein Bruder Luto und dessen Ehefrau Frohild zur Kirche des heiligen Erlösers und des heiligen Kilian, am Fluße Main bei der Burg Wirziburg gelegen, gewidmet haben, der verlebte Graf Radulf unrechtmäßiger Weise derselben Kirche entrissen habe. Wir aber, begierig zu wissen, wie sich die Sache verhalte, haben den Bischof Bernar und den Grafen Ermenfrid, unsere Getreuen und Abgesandten beauftragt, dies zu untersuchen und uns darüber zu berichten. Und es fand sich, als die Sache von jenen Beauftragten und anderen unseren Getreuen der Wahrheit und Billigkeit gemäß sorgfältig erforscht und durch glaubwürdige Männer wahrheitsgemäß untersucht worden war, daß es sich so verhalte. Deshalb hat es uns gefallen, zur Mehrung unseres Lohnes und zum Verdienst der ewigen Vergeltung, derselben Kirche die vorgenannten Güter zurückzugeben. Zur Festigung jedoch haben wir befohlen, diese Urkunde derselben Kirche auszufertigen, durch welche wir anordnen und befehlen, daß die erwähnten Güter der vorgenannten Kirche und ihren Vorstehern zu Recht und Eigentum gehören sollen, und daß die Vorsteher und Diener derselben Kirche in Zukunft keine Anfechtung oder Verdächtigung oder Behinderung von irgend wem aus dieser Ursache zu befürchten haben sollen, sondern was man verfügen will, dazu soll man in allem freies Ermessen habe. Damit aber diese Urkunde auf lange Zeiten unverletzliche und unerschütterliche Festigkeit behalte und derselben von den Gläubigen der heiligen Kirche Gottes und unseren Getreuen um so wahrhaftiger und sicherer geglaubt werde, so haben wir dieselbe mit unserem Ringsiegel untersiegeln lassen. Ich Diakon Durand habe in Vertretung des Fridugis überprüft und unterzeichnet.


(1) nach: HOFMANN, H.H.: Die geschichtliche Entwicklung des Ochsenfurter Gaus, S. 5
(2) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 10
(3) nach: BEUSCH, P.: Eßfeld, eine fränkische Bauerngemeinde, S. 32ff
(4) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 8
(5) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 17
(6) HOFMANN, H.H.: Die geschichtliche Entwicklung des Ochsenfurter Gaus, S. 11
(7) HOFMANN, H.H.: Die geschichtliche Entwicklung des Ochsenfurter Gaus, S. 3
(8) Reichsgesetzblatt 1 1938, S. 1675
(9) EICHELSBACHER, J.A.: Ochsenfurter Gauland, S. 20
(10) HOFMANN, H.H.: Die geschichtliche Entwicklung des Ochsenfurter Gaus, S. 3
(11) nach: AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 32ff
(12) nach: BEUSCH, P.: Eßfeld, eine fränkische Bauerngemeinde, S. 12
(13) BENKERT, W.: Beiträge zur Geschichte der Marktgemeinde Giebelstadt, S. 113