Mit dem Ende des Krieges war keineswegs sofort wieder normales Leben ins Dorf zurückgekehrt. Lebensmittelmarken wurden auch nach dem Krieg beibehalten. Besonders der Winter 1945/46 brachte eine sehr schlechte Versorgungslage mit sich.
In der 83. Zuteilungsperiode gab es für den Normalverbraucher monatlich pro Person 4 kg Brot, 1 kg Fleisch, 600 g Nährmittel, 100 g Ersatzkaffee und 12 kg Kartoffeln. Für Schwerarbeiter und werdende Mütter gab etwas mehr(1).
Den Bauern war es gestattet, 1 Sau pro Jahr zu schlachten, was bei der großen Zahl an Arbeitskräften viel zu wenig war. Aus diesem Grund wurde schwarz geschlachtet. Dies war natürlich besonders während des Krieges ein Risiko, aber die vielen hungrigen Mäuler auf dem Hof wollten schließlich gefüttert werden. Wie schon zur Zeit des Ersten Weltkrieges blühte der Schwarzhandel wieder auf. Durch Tausch von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen konnten die Bauern Waren und Dienstleistungen erhalten, die sonst nicht zu haben waren.
Da das Geld immer mehr an Wert verlor, kostete z. B. ein Kleid beim Schneider 3 Zentner Getreide, natürlich inoffiziell. Allgemein war die Versorgungslage nach dem Krieg noch bedeutend schlechter als während des Krieges. Aus den ausgebombten Städten kamen Menschen, die versuchten, ihr letztes Hab und Gut gegen Lebensmittel zu tauschen. Auch dieser Tauschhandel war verboten. Gerieten die Leute in eine Kontrolle, verloren sie unter Umständen auch noch das Wenige, das ihnen der Krieg übriggelassen hatte.
Im Ort waren Flüchtlinge aus den Ostgebieten einquartiert. Sie waren den Haushalten einfach zugeteilt worden. Die Wohnbevölkerung betrug 1950 847 Einwohner, das waren fast 150 mehr als heute. Davon waren 289 Heimatvertriebene, dabei war das Dorf damals bedeutend kleiner als heute.
An dieser Zahl kann man die Belastung der Ortsbevölkerung sehen, die durch die schlechte Versorgungslage noch erschwert wurde. Die Unterkünfte waren schließlich nur provisorisch in den Haushalten eingerichtet worden. Die Ortseinwohner waren den Flüchtlingen gegenüber anfangs mißtrauisch eingestellt, nach einiger Zeit wurden sie jedoch weitgehend in die Dorfgemeinschaft integriert.
Am 20. Januar 1946 kam eine der Glocken, die abgeliefert werden mußten, zurück. Es war dies die kleine Glocke von der Nikolauskapelle. Sie wurde in Hamburg in der Glockensammelstelle gefunden, wo sie der Einschmelzung gerade noch entkam. Man brachte sie zu der verbliebenen kleinen Glocke in den Turm der Pfarrkirche, so daß mit den beiden Glocken wieder zusammengeläutet werden konnte. Allerdings war das Läuten sehr schwach und wurde nur schlecht gehört.
Ein weiterer Schritt in Richtung Normalität war das Erscheinen des Würzburger Katholischen Sonntagsblattes als erste Zeitung nach dem Krieg. Es gab allerdings anfangs nur 4 Exemplare für Eßfeld, die der Pfarrer zirkulieren ließ.
Am 19. August 1946 wurde eine zweite Schulstelle errichtet und mit einer Flüchtlingslehrerin besetzt. Da es aber vorerst nur einen Schulsaal gab, wurde der Religionsunterricht in der Kirche gehalten.
Am 27. Oktober wurde die katholische Pfarrjugend, Vorgängerin der heutigen Jugendgruppe, gegründet, außerdem eine Pfarrleihbibliothek eingerichtet.
Um Diebstähle und mutwillige Zerstörungen auf den Feldern zu verhindern, wurde 1947 der „nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung“ verboten, Felder und Feldwege zu betreten(2). Um dieses Verbot zu überwachen, wurde ein sog. „Flurschutz“ aufgestellt. Streifen von zwei Mann mußten täglich einige Stunden durch die Flur patrouillieren, jeder männliche Einwohner von 18 bis 55 Jahre war dazu verpflichtet. Da sich die Maßnahme nicht bewährte, wurde sie nach einem Jahr wieder abgeschafft(3).
Die schwierige Versorgungslage änderte sich schlagartig mit dem 20. Juni 1948. Mit dem Inkrafttreten der Währungsumstellung und der Einführung der D(eutschen) M(ark). Praktisch über Nacht waren die Regale voll. Es bekam zwar am ersten Tag jeder nur 40.- DM, diese wurden aber von den Leuten gleich zum Einkaufen verwendet. Die Leute staunten, mit welch schönen Dingen die Einkäufer aus Würzburg und Ochsenfurt zurückkamen, am Tag vorher gab es ja praktisch nichts für Geld zu kaufen.
Die Währungsumstellung führte allerdings auch dazu, daß Leute, die nur Geldvermögen besaßen, plötzlich völlig mittellos waren. In einem Bauerndorf wie Eßfeld hatten aber die meisten zumindest einen kleinen Grundbesitz.
Alle Probleme ließen sich aber auch nicht mit der Währungsumstellung lösen. Im Winter 1948 gab es einen großen Mangel an Kohlen. Die Elektrizitätswerke konnten deshalb nur eingeschränkt arbeiten, was zu häufigen Stromabschaltungen führte. Schuld daran war auch der extrem trockene Sommer und der damit verbundene Wassermangel in den Stauseen.
Die letzten Kriegsschäden an der Kirche wurden bis zum 9. Oktober 1949 beseitigt. Die zerstörten Fenster wurden endlich restauriert.