Der Erste Weltkrieg (1914-1918)


Anlaß des Ersten Weltkrieges bildete die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau in Sarajevo am 28. Juni 1914 durch serbische Nationalisten. Der Konflikt zwischen der Donaumonarchie und Serbien eskalierte bald zum europäischen Krieg. Durch Ausweitung auf die Kolonien und schließlich auf die meisten amerikanischen Staaten berührte der Krieg fast alle Völker der Erde und wurde somit zum ersten „Weltkrieg“.

Der Erste Weltkrieg wurde zwar nicht auf deutschem Boden ausgetragen, hatte aber trotzdem großen Einfluß auf das Leben in unserer Heimat. Es gab auch in Eßfeld Leute, die sich von der allgemeinen Kriegsbegeisterung, die zu Beginn des Krieges in Deutschland herrschte, anstecken ließen. Nachdem aber die ersten Gefallenen zu beklagen waren und der Kriegsverlauf nicht die erwartete Wendung nahm, wich diese Begeisterung der Besorgnis um die in den Krieg gezogenen Familienmitglieder und Freunde.

Bedingt durch die allgemeine Wehrpflicht, wurden allmählich die meisten gesunden Männer eingezogen. Die Tätigkeiten der fehlenden Arbeitskräfte mußten von den Frauen übernommen werden. Später kamen französische Kriegsgefangene, die als Arbeiter in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Die Franzosen wohnten im Haus Nr. 3. Dieses Grundstück bildet heute zusammen mit der früheren Nr. 2 den Hof von Walter Pietrus. Die Franzosen gingen tagsüber zu den Bauern zur Arbeit und bekamen dort auch ihr Mittagessen. Abends mußten sie sich wieder in Haus Nr. 3 einfinden. Dort standen sie unter der Bewachung eines Aufsehers, der ebenfalls dort wohnte. Vom Roten Kreuz erhielten die Gefangenen Zwieback, den der Aufseher verwaltete. Der Zwieback war aber auch bei den Kindern von Eßfeld begehrt. Man sah daher oft Kinder, die versuchten, etwas von dem beliebten Gebäck zu erhalten.

Eintragungen in den Pfarrmatrikeln zeugen davon, daß trotz Verbot auch persönliche „Kontakte“ mit den Gefangenen entstanden. Mehrere Kinder, die in dieser Zeit auf die Welt kamen, hatten einen Franzosen zum Vater. Solche „Vergehen“ wurden schwer bestraft, als äußerliches Schandmal wurden den betroffenen Frauen die Haare abgeschnitten.

Bereits am Anfang des Krieges wurden Pferde angekauft. Außerdem mußte Schlachtvieh zur Fleischversorgung des Heeres abgeliefert werden. Den Handel mit Vieh hatten damals jüdische Viehhändler inne.

Schon bald zeigte sich, daß zwar die militärische Kriegsführung durchgeplant war, nicht aber die Versorgung der Bevölkerung. Es entstand ein gravierender Mangel an lebenswichtigen Gütern des zivilen Bedarfs. 1915 wurde die Zwangswirtschaft eingeführt. Es gab Marken für Brot, Fleisch, Zucker und Fett, die die Zuteilung von Rationen regeln sollten, außerdem gab es Mahl- und Backscheine, d. h. die Bauern durften vom erzeugten Getreide nur einen bestimmten Teil für den Eigengebrauch mahlen und schließlich zu Brot backen lassen. Schlachtscheine sollten die Schlachtungen für den eigenen Bedarf der Bauern regeln. Nur gegen Vorlage dieses Scheines bei der Gemeinde war es gestattet zu schlachten. Verständlich, daß viele Bauern das Verbot zu umgehen versuchten und heimlich „schwarz“ schlachteten. Dabei mußte immer jemand Wache stehen, um vor unerwünschten Augenzeugen zu warnen. Da die staatlich zugeteilten Rationen sehr knapp bemessen waren und immer spärlicher ausfielen, kamen viele Menschen zum „Hamstern“ aus der Stadt. Sie versuchten, Nahrungsmittel zu erbetteln oder im Tausch mit Wertsachen zu erhalten. In Eßfeld mußte niemand hungern. In unserem Bauerndorf war die Versorgung mit Lebensmitteln immer ausreichend. Damit waren die Eßfelder in einer glücklichen Lage gegenüber den 750 000 Menschen, die während des Ersten Weltkrieges in Deutschland an Hunger und Entbehrungen starben, die Tausenden von Toten, die eine Grippeepidemie 1918 forderte noch gar nicht eingerechnet(1). Neben dem Mangel an Lebensmitteln fehlten auch Rohstoffe. Aus diesem Grund wurden in der Bevölkerung Sammlungen durchgeführt. Gefragt waren vor allem Gold, Silber, Kupfer, Messing und Nickel. Dafür wurden sogar Beschläge von Hausdächern und Dachrinnen abmontiert. Auch die Glocken der Eßfelder Pfarrkirche mußten 1915 abgegeben werden. Erst 1922 wurden neue Glocken angeschafft. Zur Finanzierung des Krieges wurde Geld gesammelt. Sog. Kriegsanleihen wurden gezeichnet. Auch in Eßfeld wurde fleißig gesammelt. Meine Urgroßmutter gab z. B. eine ihrer beiden ererbten Goldmünzen und ihre kupfernen Pfannen als Spende.

1918 war der Erste Weltkrieg beendet. Er kostete folgenden Eßfelder Soldaten das Leben(2):

Schimmer Joseph, gef. 06.06.1915 bei Apremont (Nordfrankreich) Zipperich Georg Andreas, gef. 21.10.1914 im Argonnenwald, Grab Nr. 405 in St. Mithiel Geisendörfer Joseph gest. 18.03.1915 im Lazarett zu Siegen Jörg Johann, gef. 14.02.1917, begraben in Festieux bei Laon
Mark Andreas Wendelin, gef. 25.03.1916 bei Avoncourt bei Verdun, im Wald dort begraben Beetz Ludwig, gest. im Urlaub 01.08.1917, begraben in Eßfeld Graf Andreas Edmund, gef. 23.09.1918, begraben in Flines bei Douai Vogt Alois, gef. 27.08.1914 bei St. Dieux, Frankreich
Luff Emil, gef. 27.09.1918, begraben bei Somme-Py Breunig Andreas, gef. 04.11.1914 bei Montell, Frankr. Weber Friedrich, starb kriesgverwundet am 21.01.1916 in Eßfeld Eiselein Anton Michael, gef. 1918 zur See
Körner Johann Michael, gef. 28.09.1914 bei Mameto, Nordfr. Fries Georg Christian, gef. 28.06.1916, begraben in Kawin

Breunig Andreas, 9. Infanterie-Regiment, am 30. Oktober 1918, starb an Lungenentzündung im Lazarett in Kaiserslautern, begraben in Eßfeld.

Breunig Georg, mit 18 Jahren, starb an Grippe mit Lungenentzündung und Heimweh 1918 im Lazarett in Würzburg, beerdigt in Eßfeld.

Schäffer, Kaspar Sebastian, 15. Reserve-Infanterie-Regiment, gefallen am 23. September 1914 in den Vogesen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges starben an ihren Verwundungen:

Weber Friedrich, Landsturm-Infanterie-Regiment, 21. Januar 1916 in Eßfeld.

Langmandel Jakob, 2. Ulanen-Regiment, 7. November 1920 in Eßfeld.

Schmitt Michael, kriegsbeschädigt, 14. Juni 1922 im Juliusspital in Würzburg, begraben in Eßfeld.

Zu einem großen Problem wurde die Inflation. Sie hatte bereits im Krieg begonnen und wurde danach durch  Kriegsfolgekosten, Demontage  und  Reparationszahlungen noch verschärft. Da ständig mehr Papiergeld gedruckt wurde, sank der Wert der Mark immer tiefer.

Für 1 Dollar mußte bezahlt werden(3):

1914 4,20 M
im Juli 1919 14,- M
im Januar 1922 191,80 M
im Januar 1923 17.972,- M
im August 1923 4.620.450,-
15. November 1923 4.200.000.000 M

Länder und Städte gingen dazu über, eigenes Notgeld zu drucken. Zum Glück besaßen die Eßfelder Bauern meistens genügend Sachwerte, um die Inflation finanziell zu überstehen. Wer nur Geldwerte besaß, verarmte völlig durch die Entwertung der Sparguthaben. 

100 Mark, 1920 5000 Mark, 1922
20.000 Mark, Feb. 1923 10.000.000 Mark, August 1923
500.000.000 Mark, Sept. 1923

Mit dem Ende des Krieges waren nicht automatisch geordnete Verhältnisse eingekehrt. Wegen der öffentlichen Sicherheit wurden 1921 Nachtwachen eingeführt, um Diebstähle und Brandstiftungen zu verhindern. Alle selbständigen Gemeindebürger waren dazu verpflichtet(4).

Am 15. November 1923 wurde die Rentenmark neues Zahlungsmittel (1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark), was zu einer leichten Erholung der Wirtschaft führte

 Wirtschaft führte. Im Oktober 1924 wurde als endgültige Währung die Reichsmark eingeführt(5).

Das Bezirksamt forderte 1924 die Gemeindeverwaltung auf, Feldschutz aufzustellen, was mangels Notwendigkeit zunächst unterblieb. Am 27. Oktober 1929 ernannte die Gemeindeverwaltung Kilian Heer zum Nachtwächter, Johann Breunig, Adam Himmel und Andreas Geisendörfer zu Flurhütern. Deren Verträge wurden jedoch am 3. Dezember 1930 gekündigt, da die Sicherheitsmaßnahmen anscheinend nicht mehr dringlich waren.


(1) nach: 1250 Jahre Gaukönigshofen, S. 106ff.
(2) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S.112ff.
(3) nach: 1250 Jahre Gaukönigshofen, S. 107
(4) Gemeindeprotokollbuch, 05. Mai 1921
(5) nach: 1250 Jahre Gaukönigshofen, S. 107