Die Zahl der viehhaltenden Betriebe ist auf der Grafik dargestellt.
Viele Bauern hatten zusätzlich zum Groß- allerlei
Federvieh. Hühner, Gänse, Truthähne, auch Enten gab es in großer
Zahl. Vor allem Hühner wurden praktisch in jedem Anwesen gehalten. Den Tag
verbrachten die Hühner auf dem Hof, scharrten und pickten nach Eßbarem. Der
Misthaufen war dabei ein bevorzugter Platz. Zwischen der aufgeregt gackernden
Schar wachte der Hahn über seine Hennen.
Neben der Eierproduktion dienten Hühner auch als willkommene Abwechslung des Speiseplans. Besonders die jungen Hähne („Goiger“) mußten ihr Leben als Braten beenden. Ältere Hühner, die nicht mehr genügend Eier legten, wurden als Hühnersuppe gegessen. Über die Anzahl der Hühner in Eßfeld gibt es nur spärliche Angaben. Leider sind keine Zahlen aus der Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges erhalten. Der Bau der Kükenaufzuchtstation anfangs der 40er Jahre führte sicherlich zu einem Anstieg der Hühnerhaltung. Die Statistiken geben für 1971 883 und für 1974 701 Tiere an, weitere Zahlen sind nicht zu erhalten, jedoch gibt es heute nur noch wenige Leute in Eßfeld, die Hühner vorwiegend zum Eigengebrauch halten. Die heutige Anzahl dürfte um die 100 Tiere schwanken.
Manche Bauern hielten Gänse, die ebenfalls den Hof bevölkerten. Über die Gänseschar wachte der „Gounzer“ (Ganser, Ganter, Gänserich), der oftmals gefürchteter als ein Wachhund war. Beim Anzeichen einer scheinbaren Gefahr stürmte der Ganter mit vorgerecktem Hals laut schnatternd auf den Eindringling los, oft genug gegen harmlose Besucher, die aus Angst vor den schmerzhaften Bissen schleunigst das Weite suchten.
Gänse wurden nicht wegen der Eier gehalten, sie legten zwar größere, aber viel weniger Eier als Hühner. Sie dienten vielmehr der Fleischerzeugung und der Gewinnung von Federn. Beim „Gänsropfa“ (Gänserupfen) wurden die Tiere zwischen die Schenkel genommen und die weichen Daunen ausgerupft. Diese Prozedur schadet den Tieren nicht, wurde von diesen aber mit lautem Geschnatter begleitet, auch mußte man sich vor den Schnäbeln der Tiere in acht nehmen. Die Federn wurden, nachdem sie gereinigt waren, in Inletts gefüllt. Die so gefertigtenBetten waren oft Teil der Aussteuer der Mädchen. Die Gänse hatten einen eigenen Stall, in dem sie die Nacht verbrachten. Im Winter blieben sie meist auch tagsüber eingesperrt.Um die Tiere im Frühjahr davor abzuhalten, sich an den frisch eingesäten Feldern gütlich zu tun, gab es in Eßfeld einen gemeindlichen Gänsetrieb. Von der Gemeindeverwaltung wurde eine Person angestellt, die für das Hüten der Gänse zuständig war. Die Bauern mußten dafür eine Gebühr entrichten. Trieben sich Gänse unbeaufsichtigt auf den Feldern herum, mußte der Besitzer Strafe zahlen. Diese Einrichtung gab es bis zum Zweiten Weltkrieg. Letzter Gänsehüter war der Gemeindediener Gerschütz. Seine Aufgabe bestand darin, mit dem Beginn der Saat jeden Morgen die Gänse des Dorfes zusammenzutreiben und zur alten Weeth (Dorfweiher) zu führen. Dort war ein Gatter aufgebaut, in dem sich die Tiere tagsüber frei bewegen konnten. Am Abend öffnete er das Gatter und die Gänse liefen nach Hause, den Weg fanden sie alleine. Nach der Ernte wurden die Gänse auf die abgeernteten Felder geführt, damit sie die ausgefallenen Getreidekörner auflesen konnten. Auf den Feldern wurde kein Gatter aufgestellt, sondern der Gänsehüter trieb seine „Herde“ wie ein Schäfer über die Äcker. Da Gänse aber sehr eigenwillige Tiere sind, kam es öfter vor, daß einige keine Lust mehr auf Ausgang hatten und sich auf den Heimweg machten. Diese kamen dann plötzlich mitten am Tag in den Hof einmarschiert. Die Gänseherde bestand aus ungefähr 100 Tieren, sicherlich ein lustiger Anblick und ein großes Getöse, wenn der Hirte mit seiner Schar über die Äcker zog.
Seltener gab es Enten und Truthähne, deren Haltung der der Gänse vergleichbar ist. Auch sie bevölkerten den Hof und lieferten ihren Beitrag zum bunten Treiben des Federviehs.
Manche Bauern hatten, wie mein Großvater Emil Dertinger, im oberen Speicher einen Taubenschlag eingerichtet. Auf Dächern und Stromleitungen der umliegenden Häuser saß ständig eine große Schar Tauben, die allerdings auch eine Menge Schmutz verursachte. Gebratene Tauben waren ein Festessen, das es nur zu besonderen Anlässen gab. Sie waren jedoch auch Anlaß zu Ärger. So wurde 1817 wegen Schäden, die die Tauben an Ernte und Saat anrichteten, verboten, diese während Ernte und Saat frei fliegen zu lassen. Bei Zuwiderhandlungen sollten die Tauben eingefangen, erschlagen oder vom Jäger abgeschossen werden.Ziegen („Gäß“) galten als die Kuh des armen Mannes. Der „Gäßberg“ (heute Dr.-Heim-Straße) entstand ursprünglich als Spottname, die Bewohner, hauptsächlich Arbeiter und Taglöhner, konnten sich nur eine „Gäß“ leisten. Auch viele Kleinbauern, die nur wenige Kühe hatten, hielten zusätzlich einige Ziegen. Die Ziegenmilch war gesund und gebratenes Zicklein galt als Delikatesse. 1892 gab es in Eßfeld 58 Ziegen, 1913 noch 47(1). Zahlen aus späteren Jahren waren nicht zu bekommen, doch kann man davon ausgehen, daß die Ziegenhaltung stetig zurückging. Heute gibt es höchstens noch einzelne Tiere, die als Hobby gehalten werden.
Der Reichtum eines Bauern zeigte sich neben der Feldfläche auch an der Anzahl von Kühen im Stall. Die Kuh ist ein vielseitiges Tier, das für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Neben Milch- und Fleischversorgung diente die Kuh besonders bei den Kleinbauern als Zugtier.
Milcherzeugung war ein wichtiger Produktionszweig des bäuerlichen Betriebes. Vor Einführung der Melkmaschinen wurden die Kühe zweimal täglich von Hand gemolken. Bis in die 30er Jahre verarbeitete jeder Hof selbst seine Milch zu Milchprodukten. Die Milch wurde mit der Zentrifuge entrahmt, der Rahm im Butterfaß zu Butter geschlagen. Auch „Bibeliskas“ (Hüttenkäse) wurde hergestellt. Soweit die Erzeugnisse nicht für den eigenen Haushalt gebraucht wurden, wurden sie an „Hoiger“ verkauft, die die diese wiederum auf dem Markt in Würzburg veräußerten. Nachdem in den 30er Jahren die Molkerei Vogt in Ochsenfurt ihren Betrieb aufgenommen hatte, wurde die Milch in Kannen zur Milchsammelstelle gebracht und vom Milchauto zur Molkerei gefahren. Somit ersparte sich die Bäuerin das mühsame Buttern und das monatliche Milchgeld war ein willkommenes Zusatzeinkommen. Später wurde in Eßfeld eine Milchsammelstelle in einem Nebengebäude von Hs. Nr. 8 (Hofmann) eingerichtet. Die Milch wurde nun nicht mehr in Kannen geholt, sondern in einem großen Bottich, in den die Kannen geleert wurden, kühl gelagert. Die Sammelstelle, alltäglicher Treffpunkt aller Milcherzeuger und somit wichtige Kommunikationseinrichtung, wurde in den 80er Jahren geschlossen. Dort konnte man immer neueste Informationen, Klatsch und Tratsch aus Eßfeld und Umgebung hören. Heute bringen die wenigen Milcherzeuger die Milch in Hoftanks zu mehreren Sammelplätzen, die vom Milchauto angefahren werden. Die Milch wird dann direkt aus den Kannen abgesaugt.Neben der Milchproduktion wurde die Kuh, vor allem bei den Kleinbauern, den „Kühbäuerle“, als Arbeitstier eingesetzt. Größere Bauern setzten auch Ochsen (kastrierte Bullen) ein, die bedeutend stärker waren und deshalb mehr Lasten ziehen konnten.
Paul Beusch mit Kuhgespann
Vor Einführung der künstlichen Befruchtung hatte jedes Dorf einen oder mehrere Gemeindebullen, die von einem Bauern gegen Bezahlung gepflegt wurden. Die Eßfelder Gemeindebullen standen früher im Stall von Richard Raps. Um die gewaltigen Tiere einigermaßen im Zaum halten zu können, hatten sie einen Ring durch die Nase gezogen, in den ein Führungsstab eingehakt werden konnte, mit dem man die Bullen zum Sprungstand führen konnte. In den 50er Jahren ging man zur künstlichen Besamung durch den Tierarzt über, jedoch wurde 1952 beschlossen, wieder einen Bullen anzuschaffen(2), anscheinend war die künstliche Methode damals noch zu unzuverlässig. Die folgende Grafik soll die Entwicklung der Rinderhaltung in Eßfeld darstellen. Die Zahlen von 1577(3), 1603(4), 1651(5) und 1710(6) sind diversen Schatzungsbüchern entnommen. Die neueren Daten stammen aus den Statistischen Jahrbüchern bzw. Angaben der Gemeindeverwaltung.
Besonders auffällig ist das Maximum in den 50er Jahren, hohe Preise und Nachfrage machten Viehhaltung und Milcherzeugung damals rentabel. Der bundesweite Trend der letzten Jahre zum Rückgang der Viehhaltung zeichnet sich auch deutlich in Eßfeld ab.Reichere Bauern, die „Göllsbaure“, konnten sich Pferde als Zugtiere halten. Sie fühlten sich als zur Oberschicht des Dorfes gehörig. Pferdehaltung war in gewisser Weise Luxus. Pferde waren zwar kräftiger als Kühe, dienten dafür aber ausschließlich als Zugtiere, zur Milch- und Fleischerzeugung waren sie nicht geeignet. Die meisten „Göllsbaure“ hatten zwei bis drei Pferde, ein Gespann aus zwei Pferden und eines aus einem Ochsen und einem Pferd. Das letzte Pferdegespann hatte Alfred Reinhard bis 1965.
Zum Reiten wurden die Pferde nur selten benutzt, gelegentlich zu feierlichen Anlässen wie Flurumritten oder Festzügen. Nachdem 1966 Georg Mann das letzte Pferd verkauft hatte, ist es in den letzten Jahren zu einer regelrechten Renaissance in der Pferdehaltung gekommen. Seit einigen Jahren tummeln sich wieder einige Pferde auf mehreren Koppeln rund um das Dorf. Allerdings stellt die Pferdehaltung heute ein reines Hobby dar.Leider sind über die Anzahl der Pferde in Eßfeld nur wenige Angaben zu erhalten. Nach dem Schatzungsbuch von 1577 gab es hier 58 Pferde, relativ viele, wenn man bedenkt, daß das Dorf damals bedeutend kleiner war. 1710 gab es nur noch 40 Pferde. Die einzige Zahl der neueren Zeit stammt von 1950, 83 Pferde wurden damals in Eßfeld gehalten.
Den Viehhandel hatten hauptsächlich Juden in Händen. Bei den Kaufverhandlungen waren daher eine Reihe hebräischer Ausdrücke üblich, die einigen alten Bauern noch heute geläufig sind. Die Juden kamen häufig aus Gaukönigshofen, wo es eine große jüdische Gemeinde gab. Bekannt waren beispielsweise die Namen „Krebs“ und „Kumann“. Neben dem Viehhandel betätigten sie sich auch als Geldverleiher. Viele von ihnen kamen durch Tüchtigkeit zu großem Wohlstand, was gelegentlich zu Neid und Mißgunst anderer Leute führte. Ein Gerichtsprotokoll aus dem Jahre 1726 berichtet, daß die Juden auch bei uns nicht immer angesehen waren: „. . . einkommende Klag der Juden, daß die unnützen Buben die auf der Gasse gehend mit Koth und Steinen werfen, ist von Ambtswegen beschlossen worden, künftig hin derley Unthaten abzustrafen, widrigenfalls ein jeder . . . ½ fl Geldstraf oder 14 stündig Thurmstraf abgestraft werden solle . . .“.
Wichtigster Fleischlieferant war das Schwein. Praktisch in jedem Anwesen gab es mindestens ein Schwein, das im Winter geschlachtet wurde, um die Fleischvorräte der Familie aufzufüllen. Schweine wurden jedoch nicht nur für den Eigenbedarf gehalten, einige Bauern betrieben auch Schweinezucht. Dafür gab es mehrere Gemeindeeber, die wie die Gemeindebullen von einem Bauern gegen Entgelt gehalten wurden. Die Eßfelder Gemeindeeber standen wie die Gemeindebullen im Stall von Richard Raps. Das erste Mal wurde im Jahre 1868 ein Gemeindeeber angeschafft, der von Friedrich Schäffer gehalten wurde.
Die Entwicklung der Schweinehaltung in Eßfeld wird in diesem Diagramm dargestellt. Vor dem 19. Jahrhundert stand eindeutig die Schweinehaltung zum Eigenbedarf im Mittelpunkt. In den 70er Jahren sollte die Schweinezucht als Alternative für stagnierende andere Produktionszweige in der Landwirtschaft dienen. Offenkundig ist auch hier der Trend zur Aufgabe der Viehhaltung in den letzten Jahren.
Schweine, Rinder und Ziegen wurden bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts von einem Hirten, der sie über die Brachflächen führte, gehütet. Der Hirte hatte meistens noch andere Funktionen im Dorf inne. So wurde 1805 Adam Schaller von Kleinrinderfeld als Hirt eingestellt. Er sollte „Schweine sambt Geißen den Sommer durch auf dem Feld ohne Schaden hüten“. Daneben mußte er noch die halbe Nachtwache verrichten und betätigte sich als Totengräber. Zur Besoldung erhielt der Hirt u. a. die Mieteinnahmen des Hirtenhauses.
Eine Sonderstellung unter den Nutztieren nahmen die Schafe ein. Die Ausübung der Schäferei stand als Privileg den Grundherren zu, die sie wiederum an einen Schäfer verpachteten. Dieser wohnte im „Schafhof“, dem Anwesen gegenüber dem Fronhof. Aus dem Jahr 1516 ist eine Urkunde erhalten, die die „Schefferey zu Eyßfelt“ genau regelt. Danach war festgelegt, daß der Schäfer 400 Tiere als sein Eigentum halten dürfte, die Herrschaft konte ihre eigenen Schafe dazugeben, die bis zu einer Zahl von 200 unentgeltlich mitversorgt werden mußten.
Schafe waren in vielfacher Hinsicht nutzbar. Neben Fleisch, Milch, Wolle und Leder kam dem Weidegang der Tiere noch eine große Bedeutung hinsichtlich der Düngung der Felder zu. Eine intensive Düngung durch den Schafmist wurde durch die Aufstellung von Pferchen erreicht, in die die Schafe während der Nacht eingesperrt wurden. Auch die Pferchung war genau geregelt. In dem auf die Pferchung folgenden Jahr erhielt der Bauer überhaupt nichts vom Ertrag der gedüngten Felder, der Schäfer erhielt ein Drittel, die Grundherren die beiden anderen. Im nächsten Jahr stand dem Bauer und den Grundherren je eine Hälfte des Ertrags zu.
Daß diese Regelung nicht gerade zu hoher Produktivität führte, ist verständlich. Erst unter Fürstbischof Julius Echter wurde die Verteilung in dem Maße geändert, daß im ersten Jahr der Ertrag unter Hochstift, Schäfer und Bauer gedrittelt, ab dem zweiten Jahr ganz dem Bauern zugesprochen wurde.
Solange die Dreifelderwirtschaft betrieben wurde, weideten die Schafe auf den Brachfeldern. Mit der Flurbereinigung 1910 fielen diese Weidemöglichkeiten weg, auch der Grasertrag der Wege und Gräben wurde versteigert, so daß die Schäferei schließlich eingestellt wurde.
Schäfer, die heute ihre Herde über die Eßfelder Flur führen, kommen erst im Herbst und lassen die Tiere auf den abgeernteten Rüben- und Getreidefeldern weiden. Daß dies nicht immer problemlos verlief, belegt ein Gerichtsprotokoll von 1727, in dem der Schäfer zur Zahlung von Schadenersatz verpflichtet wurde, weil seine Herde auf den Äckern Schaden angerichtet hatte: „Weil der Schaffer mit seiner Herd in den Häg Ried schadhaft gehütet, so soll er den Beständern 1 fl 9 Kr zur Satisfaction erlegen und fernehin von solchen Untaten sich zu hüten ermahnt werden“.
Auf den ehemaligen Schafhof bzw. die Schafhaltung geht die älteste Eßfelder Genossenschaft, die Schäfergenossenschaft, zurück. Diese entstand, als im Jahre 1784 26 Eßfelder Bauern den Fronhof und die Schäferei vom damaligen Fürstbischof Ludwig v. Erthal in Erbpacht übernahmen. Sie erwarben sich dadurch das Recht, in der Eßfelder Flur durch einen von ihnen eingestellten Schäfer Schafe weiden zu lassen.
Das Feld des Fronhofs, ca. 80 Morgen (ca. 26 ha), wurde unter den Bauern aufgeteilt. Die beteiligten Bauern wurden „Schafbauern“, die aufgeteilten Felder „Schafäcker“ genannt. Auch heute noch gibt es diese Äcker, sie wurden bei der letzten Flurbereinigung zu einem Stück zusammengelegt. Es handelt sich jedoch nur noch um ca. 2 ha. Die „Schafäcker“ werden verpachtet, die Pacht unter den Schafbauern geteilt. Heute sind häufig mehrere Schafrechte auf einem Hof vereinigt, da diese durch Kauf eines Schafackers miterworben werden konnten. Ein Teil der Schafäcker wurde nach auswärts verkauft, so daß auch ortsfremde Bauern in den Genuß des Schafgeldes kommen.Solange es Schafe in Eßfeld gab, stand den Schafbauern das Recht zu, die Anzahl der Schafe zu bestimmen, auch wurden sie bei der Pferchung bevorzugt. Andere Bauern mußten dafür zahlen und warten, bis alle Schafbauern gepfercht hatten. Die Pacht, die ursprünglich an den Fürstbischof, später an die Staatskasse gezahlt werden mußte, ist im Laufe der Zeit weggefallen, so daß es sich beim Schafweiderecht heute nur noch um ein besonderes Recht, ohne irgendwelche Pflichten handelt. Die Schafrechte waren genau festgelegt und im sog. „Schafbuch“ verzeichnet, das, genauso wie die Pachturkunde von 1784, noch existiert.
Auch nach der Aufgabe der Schäferei in Eßfeld zogen ab und zu Schäfer durch die Eßfelder Flur. Die Bauern, die von ihnen ihre Äcker pferchen ließen, mußten während dieser Zeit für die Verpflegung des Schäfers und der Hunde aufkommen.
Neben den bisher genannten großen Nutztieren hatten manche Bauern mehrere Bienenstöcke. Wie bei meinem Großvater standen diese meist in einem kleinen Bienenhäuschen im Garten. Mit Schutzkleidung und qualmender Pfeife versehen, mußten die gefüllten Waben aus den Bienenstöcken genommen werden. In einer besonderen Zentrifuge wurde der Honig herausgeschleudert und anschließend in Gläser abgefüllt. Der frische Honig galt als eine besonders leckere Delikatesse und war vor der Einführung von Zucker die einzige Möglichkeit zum Süßen.