Landwirtschaftliche Bodennutzung - Anbaufrüchte


Die nachfolgende Grafik soll den Anteil der unterschiedlichsten Kulturarten an der landwirtschaftlichen Gesamtfläche darstellen. Die Angaben von 1853 und 1863 stammen dabei aus einem Verzeichnis der Gemeinde Eßfeld, die Daten der anderen Jahre sind den entsprechenden Statistischen Jahrbüchern entnommen. Bei der Zusammenstellung der Daten mußten einige Vereinfachungen in Kauf genommen werden, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Auf Details soll im folgenden eingegangen werden. 

Die gesamte Betriebsfläche von Eßfeld wird in der Literatur mit 1044 (1863) bis 1070 (1974) Hektar angegeben. Nach Abzug von Hoffläche, Wegenetz u.a. bleiben noch ca. 950 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche. Dauergrünland spielte in der Eßfelder Landwirtschaft zumindest in den letzten Jahrhunderten keine Rolle. Ursprünglich wird zwar wilde Feldgraswirtschaft vorgeherrscht haben, Weide läßt sich jedoch nur bis ins 15. Jahrhundert nachweisen. In den letzten 280 Jahren lag der Maximalwert des Dauergrünlands bei ca. 15,7 Hektar (1710). Bedingt durch die hohe Bodenqualität wurden auf den Äckern schon immer hochwertige Pflanzen angebaut, statt sie wie z. B. im Allgäu als Weiden zu nutzen. Da auch die Viehzucht in Eßfeld nur eine untergeordnete Bedeutung hat, ist der Anteil der für Futteranbau verwendeten Flächen entsprechend gering. Als Futterpflanzen waren früher Luzerne und Klee besonders wichtig, heute sind diese Pflanzen wegen des verstärkten Silomaisanbaus relativ unbedeutend.

Laut dem Physicatsbericht über den Ochsenfurter Gau von 1861 wurde der sog. Monatsklee zusammen mit der Kartoffel im Jahre 1761 von einem Professor der Würzburger Universität eingeführt, der diese Pflanzen von seinen Reisen nach Frankreich, Italien und Spanien mit nach Franken brachte. Paul Beusch berichtet, daß sich die Bauern der Einführung des Kleeanbaus heftig widersetzten, sie sogar zum Anbau gezwungen werden mußten; Aufseher mußten kontrollieren, ob die Aussaat des vom Hochstift gelieferten Samen auch erfolgt sei. Um sich aber dennoch gegen die Neuerung zu wehren, zerstörten sie die Keimfähigkeit des überbrachten Saatgutes durch Abkochen. Erst nach einigen Jahren, nachdem alle den Nutzen der neuen Pflanzen erkannt hatten, setzte sich der Kleeanbau durch. 

Die ebenfalls zur Fütterung verwendete Runkel- oder Futterrübe gehört wie Kartoffeln und Zuckerrüben zu den Hackfrüchten. Schon 1546 wird in einer Zehntverkaufsurkunde der Zehnt von Rüben erwähnt. In den Statistiken wurde leider meistens keine genauere Unterteilung der Hackfrüchte vorgenommen, der Wandel bei ihnen kann daher nicht graphisch dargestellt werden. Kartoffeln wurden wie erwähnt im Jahre 1761 eingeführt. Während sie früher praktisch jeder Bauer anbaute und die Gesamtfläche 1853 bei 71 Hektar lag, nahm der Anteil der Kartoffeln stetig ab. In den letzten Jahren wurden fast keine Kartoffeln mehr angebaut. Der großflächige Anbau von Kartoffeln, den einige Bauern seit einigen Jahren praktizieren, muß daher nicht als weiterer Entwicklungsschritt, sondern eher als Ausnahme gesehen werden, die im Zeichen des Preisverfalls in der Landwirtschaft als Alternative zu den anderen Anbauprodukten dient. 

Im Gegensatz zum Rückgang des Kartoffelanbaus erlebte der Zuckerrübenanbau in den letzten 100 Jahren ein stetiges Wachstum. Nach der einschlägigen Literatur sollen 1912 in Giebelstadt zum ersten Mal im Ochsenfurter Gau Zuckerrüben angebaut worden sein. Die Zuckerrübenabrechnung(1) auf der folgenden Seite aus dem Jahre 1898 zeigt jedoch, daß bereits vor der Jahrhundertwende zumindest in kleinem Umfang Zuckerrüben in Eßfeld angebaut wurden. 1914 sollen die Versuche allerdings wieder eingestellt worden sein. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Deutschland Mangel an Zucker, deshalb wurde die Zuckerrübenproduktion wieder vorangetrieben. Auch in Eßfeld gab es nach dem Ersten Weltkrieg erneut Zuckerrüben. Es wurde sogar geplant, in Eßfeld in der Nähe des heutigen Dorfweihers eine Zuckerfabrik zu errichten, was wegen der ungenügenden Wasserversorgung allerdings nicht ausgeführt wurde. 1918 erwarb die Zuckerfabrik Frankenthal Ländereien in Ochsenfurt, mit der Absicht, hier eine Zuckerfabrik zu errichten. Die bald darauf einsetzende Inflation verhinderte jedoch den Fabrikbau. 1938 wurde zur Herstellung von Zuckerschnitzeln für die Rindermast ein Trocknungswerk errichtet. Nach dem Krieg wurde es wieder stillgelegt, da Zuckerschnitzel nicht mehr benötigt wurden. Wegen des großen Zuckermangels schnellten jedoch die unterfränkischen Anbauflächen in die Höhe. Da es aber im Ochsenfurter Gau noch immer keine Zuckerfabrik gab, mußten die Bauern die Ernte an weit entfernte Fabriken abliefern. Die Eßfelder Bauern brachten ihre Rüben deshalb zur Bahnverladung nach Geroldshausen. 1953 wurde schließlich die Zuckerfabrik in Ochsenfurt in Betrieb genommen, die heute eine der leistungsfähigsten und modernsten in Deutschland ist. Zuckerrüben machen heute den größten Teil der Hackfrüchte aus; in Eßfeld wurden 1995 ca. 272 Hektar Zuckerrüben angebaut.
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Zuckerrübenrechnung von 1898. 

Den größten Teil der Anbaufläche macht eindeutig das Getreide aus. Dabei entfällt über die Hälfte auf den Weizen, Roggen und Hafer nehmen dagegen Außenseiterrollen mit jeweils unter 40 Hektar ein. Die alte Getreidesorte Dinkel wurde bereits 1853 nicht mehr angebaut. 

Laut einem Anbauverzeichnis von 1863 wurden damals außerdem geringe Mengen von Hirse (0,6 ha), Flachs und Hanf (4 ha) sowie Tabak (1 ha) angebaut. Außerdem Hülsenfrüchte (50 ha) und Ölsamen (z. B. Mohn – 67 ha). Mohnanbau ist für Eßfeld bereits im Jahre 1404 nachgewiesen. Für die Mohnpflanzen wurde 1826 eigens eine „Feldwacht“ eingerichtet. Täglich sollten 8 Leute, die aus wechselnden Familien kommen sollten, in zwei Schichten von 9 bis 12 Uhr und von 12 bis 21 Uhr bis zur Reife des Mohns diesen bewachen. Auch Weinbau war in Eßfeld heimisch(2). Bereits in einem Dokument vom 04.06.1259 werden Angaben über Abgaben von Wein gemacht. Im Jahre 1516 wird in Urkunden von Weinbergen gesprochen, die wüst geworden sind, also nicht mehr bebaut wurden. Der Schwund des Reblandes nimmt aufgrund von Mißernten und Verwüstungen durch streifende Soldatenhaufen im 17. Jahrhundert zu. Im Jahre 1710 gab es nach dem Schatzungsbuch noch ca. 16 Hektar Weingärten. In einem Anbauverzeichnis von 1815 wird nur noch ein Morgen (0,33 ha) angeführt, 1853 gab es überhaupt keinen Weinbau mehr. Heute erinnert nur noch ein Flurname an die ehemaligen Weinberge.


Das Flurstück "Die Weinberge"

Heute ist die Waldfläche auf Eßfelder Gemarkung auf wenige Flecken zusammengeschmolzen. Zum Beginn des 18. Jahrhunderts waren noch ca. 100 ha der Dorfflur mit Wald bedeckt, am Ende des selben Jahrhunderts waren davon nur ca. 25 ha übrig. Eßfeld besaß bis 1793 drei Waldstücke(3): Klingholz, Pfanne und Burkholz. Im gleichen Jahr wurden laut Pfarrer Amrhein Burkholz und Pfanne gerodet. Das Burkholz hatte eine Größe von 30 Morgen (ca. 10 ha). Während die Pfanne wieder aufgeforstet wurde, erinnert an das Burkholz nur noch ein Flurname. Wäre nicht die Regierung eingetreten, wäre im 19. Jahrhundert auch noch der Rest gerodet worden. Die genutzte Waldfläche schwankt in den Statistiken von 20 ha (1853) bis 46 ha (1950). Der Wald liegt jedoch fast ganz auf Uengershäuser Gemarkung. Über die Herkunft dieses Waldbesitzes gibt es verschiedene Überlieferungen. Eine Version lautet, daß die Uengershäuser Bauern durch die Einquartierung von russischen Soldaten im Jahre 1814 so in Geldnot geraten seien, daß sie den reichen Eßfelder Bauern einen Teil des Waldes verkaufen mußten. An diese Einquartierung erinnert noch heute ein Gedenkstein in Uengershausen.
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Ausschnitt aus einer Karte des Eßfelder Waldbesitzes aus dem Jahre 1828.

 Andere Leute erzählen, daß eine Hungersnot, die durch einen schweren Hagelschlag ausgelöst wurde, die Uengershäuser in Bedrängnis gebracht habe. Die Eßfelder sollen ihnen schließlich Saatgetreide gegeben und als Gegenleistung Waldstücke erhalten haben. Eine dritte Version schließlich berichtet, der Wald habe ursprünglich dem Fürstbischof gehört. Dieser habe den Eßfeldern Anteile am Wald verlauft, um seine Schulden zu tilgen. Der verkaufte Wald, der im Randbereich des Guttenberger Forsts liegt, sollte den besseren Waldbeständen des Bischofs als Windschutz dienen. Welche Geschichte letztlich der Wahrheit entspricht ist nicht geklärt. 

Bei den Jahreszahlen 1853 und 1863 in der oben angeführten Grafik ist der Anteil des Brachfeldes angegeben. Zu dieser Zeit wurde noch die sog. Dreifelderwirtschaft praktiziert(4). Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche war dabei in „Brachflur“, „Samenflur“ und „Lenzenflur“ geteilt. Im Gegensatz zur „alten Dreifelderwirtschaft“ des Mittelalters wurden seit dem 18. Jahrhundert statt völliger Brache in der Brachflur Kartoffeln und Runkelrüben gebaut und nur ein Teil davon völlig brach liegengelassen. Auf diesem wurden im Sommer die Schafe gehütet, die für die Düngung der Felder sorgen sollten, Kunstdünger war damals noch nicht bekannt. Auf die Brachflur folgte die Samenflur mit Winterroggen, Winterweizen und Raps. Danach folgte die Lenzenflur mit Sommergerste, Hafer, Erbsen, Linsen und sonstigen Hülsenfrüchten, auch Klee und Luzerne, die in Gerste und Hafer eingesät wurden. Jedes Jahr wurde die Flur gewechselt, so daß nur alle drei Jahre die gleiche Frucht auf einem Feld angebaut wurde. Es mußte sich jeder Bauer an die Dreifelderwirtschaft halten („Flurzwang“), weil es praktisch keine Feldwege gab, sondern über die Felder gefahren wurde. Die Skizze unten aus dem 17. Jahrhundert (5) zeigt die Einteilung der Eßfelder Flur in „Brachflur zu Eßuelt“, „Kornflur zu Eßuelt“ (= Samenflur) und „Hoberflur zu Eßuelt“ (= Lenzenflur). Die kleinen Abschnitte bezeichnen zu den Nachbardörfern gehörige Flurstücke. In der Mitte liegt das „Dorf Eßuelt“ an der „Straß“ nach „Gibelstatt“.
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(1) Privatbesitz Georg Breunig
(2) QFBW, Bd.5, Nr. 29
(3) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S.31
(4) nach: BEUSCH, M.: Chronik der Gemeinde Eßfeld, S.12
(5) STAW: Gebrechenamt, IC 2