Als nächste Arbeit mußte der Acker zum Säen vorbereitet werden. Mit einer einfachen Egge wurde der Boden aufgelockert und gleichzeitig bereits ausgekeimtes Unkraut ausgerissen. Wenn der Acker auf diese Weise aufgeschafft war, konnte mit der Aussaat begonnen werden. Winterweizen und Roggen waren bereits im vergangenen Herbst ausgebracht worden, es gab noch Sommergerste, Sommerweizen und Hafer zu säen. Das Saatgut stammte meist aus der Ernte des Vorjahres. Vor der Aussaat mußte das Saatgetreide jedoch noch gebeizt werden, um es vor Pilzen und Schädlingen zu schützen. Die Beize wurde jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt.
Das gebeizte Getreide konnte nun gesät werden. Vor der Erfindung der Sämaschinen mußte auch diese Arbeit von Hand erledigt werden. Der Bauer hatte dabei das Saatgut in einem Tuch umgehängt. Wie beim Düngerstreuen mußte er den Acker ablaufen und die Körner gleichmäßig verteilen. Dies war besonders wichtig, das wertvolle Getreide sollte schließlich nicht verschwendet und zu dicht gesät werden, da die einzelnen Pflanzen Platz zum Wachsen brauchen, andererseits durften auch keine Lücken bleiben.
Die Einführung von Sämaschinen Ende des 19. Jahrhunderts brachte eine große Arbeitserleichterung mit sich. Außerdem wurde mit diesen Maschinen das Getreide gleichmäßiger und sparsamer ausgebracht, was zu höheren Erträgen führte. Damit die Maschine problemlos funktionierte, mußte eine Person hinter dem Gespann herlaufen und aufpassen, daß die Maschine in der Spur und keine Zeile ungesät blieb, außerdem mußte achtgegeben werden, daß ständig Saatgut nachlief. Die Technik der Sämaschinen wurde allerdings stetig verbessert, die Geräte zuverlässiger, so daß später auch eine Person zur Bedienung genügte. Nach der Aussaat wurde noch einmal mit der Egge über den Acker gefahren, um die Saat zuzudecken.
Nachdem die Getreidesaat beendet war, wurden die Rüben ausgebracht. Anfangs wurden diese nicht wie das Getreide direkt auf den Acker gesät. Die „Rangersch“ (Runkelrüben) wurden zuerst in den Garten gesät, dann die einzelnen Pflänzchen später auf den Acker gesetzt. Das hatte den Vorteil, daß mit der „Saat“ schon begonnen werden konnte, auch wenn die Rübenfelder aus Zeitgründen noch nicht mit Mist gedüngt waren. Das Düngen konnte damit noch bis kurz vor das Einpflanzen hinausgeschoben werden. Vor dem Einsetzen wurde eine Furche gezogen, in die die Pflänzchen gesteckt wurden.
Nach der Einführung der Sämaschinen wurden auch die Rüben damit ausgebracht, es handelte sich dabei um Neuzüchtungen, die den heutigen Futterrüben entsprachen. Die „Rangersch“ verschwanden von den Feldern. Vor dem Säen mußte durch Umbauen der Maschine ein größerer Zeilenabstand eingestellt werden. Dazu wurden einfach einige der Rohre, aus denen das Saatgut normalerweise fiel, geschlossen, so daß ungefähr im Abstand von 40 cm die Rüben gesät werden konnten.
Genau wie der Getreidesamen stammte der Rübensamen anfangs aus der Ernte des Vorjahres. Dazu wurden Rüben, die den Winter über im Keller gelagert worden waren, im Frühjahr in den Boden eingesetzt. Diese schlugen aus und produzierten auf diese Weise Samen, der für die Aussaat der nächsten Ernte verwendet wurde. Heute wird nur noch gekauftes Saatgut benutzt. Während der Samen für die Futterrüben selbst gewonnen werden konnte, wurde der Zuckerrübensamen von den Zuckerfabriken gekauft.
Die nächste große Aufgabe im Arbeitsjahr des Bauern war das Kartoffellegen, das von Ende März bis Mitte April erfolgte. Früher wurden viel mehr Kartoffeln als heute angebaut. Jeder Bauer baute mindestens seinen eigenen Bedarf an, größere Bauern verkauften die Überschüsse. Die Saatkartoffeln entstammten meistens der Ernte vom Vorjahr. Früher wurden Kartoffeln mit Hilfe des Pfluges gelegt. Der Bauer fuhr mit dem Gespann voraus und zog mit dem Pflug eine Furche. Die Bäuerin lief mit einem Korb voller Saatkartoffeln hinterher. In gleichmäßigen Abständen mußte sie eine Kartoffel in die Furche fallen lassen. Um die Kartoffeln vom Wegrollen abzuhalten, wurden sie leicht festgetreten. Am Ende der Ackerlänge wendete der Bauer das Gespann und deckte mit dem Pflug die gelegten Kartoffeln zu. Später wurde das Legen mit Hilfe einer speziellen Maschine, der sog. „Markör“, erledigt, die sich aber nur größere Bauern, die viele Kartoffeln anbauten, leisteten. Dieses Gerät war eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Pfluges. Es hatte vier Schare in einer Reihe nebeneinander. In zwei der vier gezogenen Furchen wurden die Saatkartoffeln gelegt. Dies konnte nicht mehr von einer Person alleine bewältigt werden. Bei dieser Methode kamen daher mehrere Arbeitskräfte, die die Kartoffeln legten, zum Einsatz. Beim Wenden liefen zwei der vier Schare in den beiden äußeren bereits vorhandenen Furchen. Auf diese Weise wurde ermöglicht, daß die Furchen genau parallel liefen. Wenn der Acker fertig gelegt war, mußten die Furchen mit einem Pflug, der zwischen zwei Furchen durchgezogen wurde, zugepflügt werden. Manche Bauern verwendeten dafür einen sog. „Häufelpflug“, der im Laufe des Jahres zum Aufhäufen von Erde auf den Kartoffelreihen diente.
Als nächste Pflanze wurde der Klee gesät. Klee wurde sowohl als Reinsaat auf einem separaten Acker als auch als Untersaat zwischen Getreide ausgebracht. Sobald die Sommergerste gekeimt und die Pflänzchen eine gewisse Größe hatten, wurde mit der Sämaschine zwischen die Getreidezeilen der Kleesamen gesät. Der Klee war der Unterwuchs des Getreides, erst nach der Getreideernte konnte er sich richtig entfalten. Es war vom Wetter abhängig, ob der neu gesäte Klee im Herbst noch geschnitten werden konnte. In den darauffolgenden zwei bis drei Jahren ließ man den Klee auf dem Acker wachsen, erst dann wurde auf andere Frucht gewechselt. Angebaut wurde Rotklee („Dolleklää“), der heute nur noch sehr selten zu sehen ist und Luzerne. Diese hatte den Vorteil, daß die Pflanze mehrere Jahre auf dem Acker bleiben konnte, während der Rotklee bereits nach einem Jahr wieder umgepflügt wurde. Außerdem diente die Luzerne der Bodenverbesserung durch das Anreichern von Stickstoff aus der Luft im Boden.
Luzerne mähen
Nachdem nun alle Pflanzen gesät waren, hofften die Bauern auf günstiges Wetter, damit die Saat gut aufging. Im Frühling war es auch an der Zeit, Jauche („Mistsudl“) auf das Getreide und die Rüben zu fahren. Diese stammte aus den Jauchegruben der Höfe, in ihnen sammelten sich die Abwässer der Ställe und, bis zur Einführung der Kanalisation, auch die der Häuser. Mit Hilfe einer Handpumpe wurde die Jauche ins Jauchefaß („Mistsudelfooß“) gepumpt. Dieses Faß war aus Holz und lagerte normalerweise in der Scheune. Es wurde nur zum Jauchefahren auf den Mistwagen geladen.
Gespann mit angehängtem Jauchefass,
davor Walter Geßner
Wenn die Getreidefelder frei von Disteln waren, konnte mit dem „Brachen“ der Rüben- und Kartoffeläcker begonnen werden. Um eine gewisse Arbeitserleichterung zu erreichen und nicht unnötig viel hacken zu müssen, wurde vor dem Brachen mit einem speziellen „Brachpflug“ zwischen den Zeilen gepflügt, damit zumindest das Unkraut zwischen den Zeilen nicht mehr herausgehackt werden mußte. Nun begann die eigentliche Handarbeit. Wie auch heute noch wurde mit einer Hacke („Habe“) das Unkraut zwischen den einzelnen Pflänzchen ausgehackt, wobei es besonders bei starker Verunkrautung einer gewissen Übung bedurfte, mit dem Unkraut nicht auch noch die Rübe herauszuhacken. Stand das Unkraut zu nahe an der Pflanze, mußte es mit der Hand herausgerissen werden, dieses ständige Bücken verursachte schnell kräftige Kreuzschmerzen.
Eine weitere Aufgabe war es, zwischen den Rüben einen einheitlichen Abstand herzustellen. Dazu mußten die zu dicht stehenden Pflanzen herausgehackt oder an Stellen, an denen die Saat nicht aufgegangen war, versetzt werden. Verbessertes Saatgut sowie modernere Sämaschinen machen diese Arbeit im Laufe der Jahre leichter, da die Rüben gleichmäßiger aufgingen. Dennoch blieb es eine langwierige und monotone Handarbeit, die bei ausgetrocknetem Boden auch stark an den Kräften zehrte. Dazu kam, daß es mit einmal brachen nicht getan war. Rübenäcker wurden meistens dreimal gehackt, bei Bedarf sogar noch öfter.
Neben den Rüben mußten auch die Kartoffeln gebracht werden. Diese Arbeit war leichter als das Rübenbrachen. Die Kartoffelpflanzen sind stärker als die kleinen Rüben, es muß daher nicht so vorsichtig gehackt werden. Man kann bis dicht an die Pflanze heran hacken, braucht sich also nicht zu bücken. Außer dem Brachen mußten die Kartoffeln noch gehäufelt werden. Dazu wurde der „Häufelpflug“ verwendet, der wie ein Schneepflug zwischen den Zeilen die Erde auf beiden Seiten zu Wällen aufhäufte.
In manchen Jahren verursachte der Kartoffelkäfer große Schäden. Daher mußten diese Käfer vor Einführung der „chemischen Keule“ von Hand abgelesen werden. Dies wurde von den Schulkindern erledigt. Sie hatten dazu eine mit Wasser gefüllte Dose, in in die die Käfer geworfen wurden.
Bei schönem Wetter wurde es im Frühsommer nun Zeit für die Heuernte. Das Gras wurde bereits sehr früh am Morgen, wenn alles noch taunaß war, gemäht. Anfangs wurde dazu eine Sense benutzt, später kamen Mähmaschinen auf, die von Pferd oder Kuh gezogen wurden. Wenn das Gras gemäht war, mußte es so lange liegen bleiben, bis es von der Sonne getrocknet war. Damit die Sonne auch das untere Gras trocknen konnte, mußten die Schwaden mit dem Rechen gewendet werden. Wenn das Gras trocken genug war, wurde es zu langen Schwaden zusammengerecht. Mit dem Leiterwagen wurde das Heu lose nach Hause gefahren, wo es Schicht für Schicht in der Scheune gelagert wurde.
Neben dem Heu mußte auch noch Klee gemäht, getrocknet und heimgefahren werden. Klee wurde im Gegensatz zum Heu für längere Zeit zum Trocknen auf dem Acker gelassen. Bis zur Jahrhundertwende wurde er dazu einfach auf Haufen getürmt, später kamen die noch heute gebräuchlichen Kleeböcke auf. Diese bestanden aus drei Fichtenstangen, die an der Spitze verbunden waren. Außerdem trugen diese Längsstangen ungefähr einen halben Meter über dem Boden jeweils einen Eisenring, in den die Querstangen eingeführt wurden. Beim Kleeaufbocken wurde viel Wert auf das Aussehen der Böcke gelegt. Man wollte sich schließlich nicht mit mißgestalteten Böcken vor den Nachbarn blamieren. Keinesfalls sollten die Böcke einfallen. Daher wurde bereits beim Aufbauen des Gerüsts darauf geachtet, daß eines der drei Beine nach Osten zeigt, um so eine gewisse Sicherheit gegen die bei uns vorherrschenden Westwinde zu haben.
Wenn der Klee nach einigen Wochen fertig getrocknet war, wurden die Böcke umgeworfen und der Klee mit dem Leiterwagen heimgefahren. Dort wurde er als wertvoller Wintervorrat in der Scheune eingelagert. Heute sieht man nur noch wenige Kleeböcke auf den Äckern. Der Klee hat an Bedeutung als Wintervorrat verloren, an seine Stelle ist Silomais getreten.
Richard Raps sen. mit Bulldog und Binder
Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde auf diese Weise das Getreide geerntet. Als erste technische Neuerung kam der „Ableger“. Es handelte sich dabei um eine Mähmaschine, die das Getreide abschnitt und zu Haufen ablegte. Das Binden zu Garben geschah weiterhin von Hand. Erst der „Getreidebinder“ verrichtete auch diese Arbeit. Dieser sammelte das abgeschnittene Getreide und band es mit Hilfe eines mechanischen Knüpfapparates zu Garben zusammen, die dann abgelegt wurden. Der erste Getreidebinder kam in Eßfeld 1921 zum Einsatz.
Trotz technischer Neuerungen wurde der Roggen („Kora“) noch längere Zeit von Hand geschnitten, da die langen Roggenhalme zu Strohseilen geflochten wurden und daher nicht zu kurz ausfallen durfte. Nachdem die Strohseile von Sisalgarn abgelöst waren, wurde auch der Roggen mit der Maschine geerntet.
Getreideernte mit Getreidebinder
und Bulldog
Nachrechen des Getreides
Getreidebinder
1872 lief zum ersten Mal eine Dreschmaschine im Ort. Sie wurde von einer Dampfmaschine angetrieben. In den 20er Jahren wurde ein starker Elektromotor als Antriebsquelle eingesetzt. Die Eßfelder Bauern freundeten sich schnell mit der neuen Technik an und kauften 1873/74 selbst eine Dreschmaschine. Die anfängliche Begeisterung ließ aber schnell nach, da oft zu hektisch gedroschen wurde und dadurch viel Getreide verloren ging. Manche Bauern gingen deshalb wieder zum Dreschen mit dem Dreschflegel über, letztlich überzeugte aber doch der große Zeitvorteil der Dreschmaschine. Die Maschine der Eßfelder Bauern soll bald wieder kaputt gegangen sein. Später wurde das Dreschen von Privatunternehmern durchgeführt, die im Lohndrusch arbeiteten. Zwei Bauern besaßen eigene kleine Dreschmaschinen.
Mit dem Dreschen wurde bei einigen Bauern bereits während der Ernte angefangen. Dieses sog. „Vordreschen“ war besonders bei großen Bauern, die nicht alles Getreide auf einmal einlagern konnten, nötig, um wieder Platz in der Scheune zu schaffen. Das übrige Getreide wurde nach der Ernte gedroschen. Nach dem „Vordreschen“ der Großbauern kamen die kleineren Bauern an die Reihe, die nur einen Tag zu dreschen hatten. Nach diesen, im Spätherbst nach der Kartoffelernte, waren schließlich wieder die Großbauern an der Reihe, um deren restliches Getreide zu dreschen, was bei manchem großen Bauern bis zu drei Tage dauern konnte. Da beim Dreschen eine große Zahl von Helfern gebraucht wurde, war dies nur über Nachbarschaftshilfe möglich.
Man unterstützte sich gegenseitig. Das Dreschen mit der Dreschmaschine war immer ein Großereignis im sonst recht eintönigen Arbeitsjahr. Der Getreideboden mußte hergerichtet, Gabeln, Säcke und anderes Handwerkszeug vorbereitet und zurechtgelegt werden. Auch die Hausfrau hatte große Vorarbeiten zu leisten, die vielen Helfer wollten schließlich ausreichend versorgt werden. Es gab ein Essen wie es sonst nur an Kirchweih üblich war. Auch große Mengen an „Blootz“ wurden gebacken. Natürlich war auch für reichlich Bier gesorgt.
Der Dreschkasten
In den 20er Jahren bekamen die Dreschmaschinen eine Vorrichtung, die die Spreu („Süd“) automatisch durch ein Rohr wegblies. Vorher mußte diese staubige Arbeit von Hand mit „Südkörben“ erledigt werden. Dieses „Südrohr“ mußte nach dem „Stellen“ schließlich auch noch gelegt werden. Auf dem folgenden Foto kann man die Rohrleitung im oberen Bildabschnitt gut erkennen.
Die Bedienungsmannschaft der Dreschmaschine und die
Dampfmaschine im Hof von Eugen Schmitt
kurze Pause beim Dreschen
Die körperlich schwerste Arbeit beim Dreschen war das Wegtragen der mit Körnern gefüllten Säcke, die ein Gewicht von fast zwei Zentnern hatten. Dazu waren meistens zwei oder drei Männer eingeteilt. Der volle Sack mußte mit Unterstützung eines Helfers und guter Technik auf die Schulter gewuchtet, über den Hof ins Haus und dann mehrere Treppen zum Dachboden getragen werden, wobei die oft engen, steilen Bodenstiegen die ohnehin kräftezehrende Arbeit noch erschwerten.
Franz Luff beim Wegtragen der Säcke
im Hof des Gasthaus Mann
Natürlich kam trotz der gebotenen Eile die Verpflegung der Helfer nicht zu kurz. Um bei Kräften zu bleiben, wurden mehrere Brotzeitpausen eingelegt. Dann strömten die 15 bis 20 Helfer ins Haus, um sich die wohlverdiente Stärkung zu genehmigen.
Die Dreschmannschaft mit den Maschinisten um 1920 im Hof von Richard Beck;
oben: Rudolf Lesch, Michael Breunig; hinten: Michael Beck,Barbara Dorsch,
Martin Lanig, –?–, –?–, Ludwig Scheuermann, –?–,–?–, Michael Feser, –?–,
Wendelin Weinberger, Lena Breunig, Rosina Beck, Maria Lang;
vordere Reihe: Emma Graf, Maria Wolz, –?–, Josef Lang, Tina Lang;
links vorne: –?–, –?–; rechts: Maschinisten
Das Dreschen ist beendet. Gruppenbild der Helfer im Hof von Simon Graf
um 1925
Der erste Eßfelder Mähdrescher 1954
Getreideernte; von links: Georg Bauer,Richard, Erhard, Reinhilde,
Kunigunde, Lioba und Richard Raps sen.
Von Mitte September bis Mitte Oktober wurden Kartoffeln geerntet. Der Kartoffelanbau hatte damals eine viel größere Bedeutung als heute, sogar die Ferien der Schulkinder wurden an der Kartoffelernte ausgerichtet. Bei der Kartoffelernte wurden die Kartoffelpflanzen mit dem „Koorscht“, einer speziellen Hacke oder mit der Misthacke herausgehauen. Die noch im Boden verbliebenen „Grumbira“ wurden von Hand ausgegraben. Die Kartoffeln wurden am Morgen herausgemacht, mittags wurden sie zusammengelesen. Eine große Arbeitserleichterung war der Kartoffelroder, der diese automatisch herausschleuderte. Damit die liegengebliebenen beim Durchfahren der nächsten Zeile nicht mit Erde zugedeckt wurden, wurde mit einem Rechen nachgerecht.
Kartoffelernte 1929
Gespann mit Kartoffelfuhre
An die Kartoffelernte schloß sich die Ernte der Futter- und Zuckerrüben an. Während Zuckerrüben erst seit Ende des 19. Jahrhunderts angebaut wurden, waren Futterrüben oder Runkelrüben schon immer als Winterfutter für das Rindvieh gebräuchlich waren. Die Futterrüben wurden vor dem Füttern mit einer Schnitzelmaschine zerhäckselt und anschließend mit Süd und Häckselstroh gemischt.
Abladen der Futterrüben
Die Rüben wurden zu Hause im Scheunenkeller oder auf dem Acker in einem Rübenloch gelagert. Während sie im Keller gut vor den kommenden Frösten geschützt waren, mußten sie im Loch mit Stroh und Erde bedeckt werden. Dafür war das Abladen ins Rübenloch viel einfacher als in den Keller. Die Rüben wurden einfach in die Miete gekippt, während sie zu Hause einzeln von Hand durch ein Kellerfenster in den Keller geworfen werden mußten. Die abgeschlagenen Rübenblätter wurden heimgefahren und als letztes Frischfutter des Jahres ans Vieh verfüttert.
Zuckerrüben stecken tiefer im Boden als Futterrüben, sie wurden daher nicht von Hand herausgerissen, sondern herausgeackert. Man benutzte dafür einen speziellen Zuckerrübenpflug, den sog. „Rübenheber“. Nachdem die Rüben aus dem Boden heraus waren, mußte vor dem Verladen ebenfalls noch das Kraut abgehackt werden. Als technische Neuerung wurde in den 30er Jahren der sog. „Köpfschlitten“ eingeführt, der bei zwei Reihen gleichzeitig das Kraut abschnitt. Danach konnten die Rüben viel leichter herausgeackert werden. Außerdem konnten so die Blätter gesondert zum Silieren oder Verfüttern abgefahren werden.
Vor dem Bau des Trocknungswerkes in Ochsenfurt 1938 bzw. der Zuckerfabrik 1953 wurden die Rüben nach Geroldshausen zur Bahnverladung gebracht. Die Eisenbahn brachte sie schließlich zu den damaligen Zuckerfabriken.
Nach der Ernte mußte Mist auf die abgeernteten Felder ausgebracht werden. Vor der Einführung von Kunstdünger war dies neben dem Aufstellen von Schafpferchen die einzige Möglichkeit, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten.
Rückfahrt vom Mistfahren
Ackern mit Pferdegespann;
v. l.: Rudolf Lesch, Georg Lesch 
Ackern mit Kuhgespann