Die Bauern des Mittelalters stellten praktisch alles, was an Nahrung, Kleidung, Werkzeug und Geräten benötigt wurde, selbst her. Auch der Bau der Häuser und Ställe geschah lediglich mit Hilfe von Nachbarn und Verwandten.
In einer Urkunde des Ludwig v. Reichenberg vom 25. Mai 1265 wird ein Ulricus Calcifex (Ulrici Calcificis) genannt, dessen Name deutsch „Ulrich Schuhmacher“ heißt. Ob dies aber nur ein Familienname war oder sein Handwerk als Schuhmacher bezeichnen sollte, ergibt sich nicht aus der Urkunde. Da es zu dieser Zeit aber noch kaum Familiennamen gab, spricht vieles dafür, daß wir hier den ersten Nachweis für einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft haben.
In den Verzeichnissen von 1511, 1516 und 1577 sind außer „Schultheiß“ und „Scheffer“ keine Berufsbezeichnungen angegeben. Mit dem Beginn der Pfarrmatrikel nach 1600 erscheinen verschiedene Dienstleistungsberufe. Im folgenden sind die erstgenannten Träger verschiedener Tätigkeiten angeführt:
Bäcker: Georg Endres, 1603; Schmied: Burkard Neubert, 1575; Wagner: Johann Albert Keller, 1719; Zimmerleute: Martin Morstatt, 1577; Maurer: Christian Graf aus Holzgau in Tirol, 1697; Tünchner: Michael Breitenbach, 1911; Büttner, Küfer: Johannes Hohe, 1720; Sattler: Martin Körner, 1735; Seiler: Georg Vät, 1808; Schreiner: Hans Lesch, 1603; Schuhmacher: Nikolaus Raugenberger, 1615; Schneider: Nikolaus Öxner, 1726; Strohschneider: Georg Bergmann, 1616; Salpetersieder: Nikolaus Öxner, 1726; Bader, Chirurg: Hans Schill, 1557; Hebamme: Anna From, gest. 1678; Tierarzt: Andreas Beck, 1817 (eigentlich Schmied); Wirt: Hans Klinkner, 1556; Bierbrauer: Friedrich Pfeuffer, 1809; Krämer, Händler: Georg Fries, 1719; Höcker, Schmalzhändler: Kilian Öckler, 1603
Das Schatzungsbuch von 1710 gibt folgende Handwerksberufe an:
9 Leineweber
2 Schneider
5 Schuhmacher
1 Maurer
1 Bäcker
1 Wagner
1 Bader
Eine genauere Aufstellung der Berufe gibt eine Liste von 1826:
33 Bauern
7 Taglöhner
6 Weber
3 Schreiner
4 Schuster
3 Schmiede
3 Schneider
2 Wagner
1 Barbier
1 Tierarzt
2 Maurer
1 Metzger
5 Schmalzhändler
1 Sattler
1 Mechanikus
3 Wirte
2 Bäcker
1 Bierbrauer
2 Müller
1 Büttner
1 Schäfer
1 Pfarrer
1 Lehrer
Angeführt sind jeweils die Hauptberufe, die meisten Leute führten noch eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb.
Die Aufstellung läßt bereits eine zunehmende Differenzierung der Berufe erkennen. Diese dauert bis heute an.
Nachfolgend eine Liste der Berufe der Eßfelder Einwohner von 1927:
49 Landwirte
4 Maurer
3 Schuhmacher
1 Steinbrecher
2 Tünchner
3 Taglöhner
1 Steinmetz
2 Schneider
3 Wirte
1 Lehrer
2 Bäcker
2 Kaufmänner
1 Schreiner
1 Gemeindediener
2 Metzger
1 Korbmacher
1 Näherin
1 Büttner
2 Schmiede
2 Sattler
1 Wagner
1 Pfarrer