Hausnummer 81-90


Nr. 81 – Kapellenberg 5


Das alte Haus Nr. 81

Auch bei diesem Anwesen handelte es sich um eine Lehenhube der Hofkammer. 1642 befand sie sich im Besitz von Sebastian Rausch. Später war Hans Lesch der Eigentümer, dann Nikolaus Lesch, danach dessen Sohn Hans Michael.

1743 kaufte Nikolaus Lesch jun. den Hof. Von ihm erbte ihn 1751 sein Sohn Hans Kaspar, dann dessen Sohn Adam, der auch bei Nr. 80 erscheint.

1782 besaß Johann Georg Schäfer das Anwesen. Er starb 1817 kinderlos. 1826 gehörte der Hof dem Schreinermeister Peter Fries, 1830 war das Haus unbewohnt. 1849 wird Adam Fries, Bruder von Peter Fries, genannt. Nach 1860 gehört es dem Schuhmacher Stephan Schauer aus Sächsenheim, der 1857 Barbara Fries von Vilchband heiratete und nach Eßfeld zog, danach seinem Sohn Georg Nikolaus, dann dessen Sohn Kilian Ferdinand. Seine Tochter Emma heiratete 1952 Josef Meier von Geroldshausen, der das heute existierende Haus erbaute.

Das alte Haus, das bereits auf der ältesten Karte erscheint, wurde 1960 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

 

Nr. 82 – Kapellenberg 7


Haus Nr. 82 im Jahre 1952

Wie der benachbarte Hof Nr. 81 war auch dieser eine Lehenhube der Hofkammer(1). Laut Lehenbuch von 1642 war damals Hans Rauenberger Besitzer der Hofriet und Scheuer. Danach werden Klian Rauenberger, später Valtin Schmitt genannt.

Das Anwesen erwarb am 14.12.1670 Stephan Mittnacht für 100fl. Danach Hans Conrad, Martin Kresser, Kilian Rauenberger, dann Hans Metzger, der es seinem Sohn Veit vererbte, auf den der Hausname „s'Veites“ zurückgeht. Dessen Tochter Barbara heiratete 1809 Markus Deppisch. Den Hof erbte seine Tochter Margaretha, die 1845 Georg Friedrich Körner ehelichte, der das Anwesen seinem Sohn Adam vererbte. Danach besaß sein Sohn Michael, Bürgermeister von Eßfeld, den Hof. Er vererbte ihn seinem Sohn Martin, dessen Sohn Martin das Anwesen heute besitzt.

Das Foto auf der vorhergehenden Seite zeigt das 1924 erbaute Haus, es wurde bei Richard Körners Primiz 1952 aufgenommen. Das alte Haus stand mit der Giebelseite zur Straße, davor befand sich ein Garten, von dem man auf dem alten Foto der Nikolauskapelle am linken Rand Gartenzaun und -mauer sieht. Nach Erzählungen meiner Urgroßmutter befand sich in der Küche des alten Hauses ein Laufbrunnen, also fließendes Wasser, lange vor der Einführung der Wasserleitung.

 

Nr. 83 – zu Martin Körner

Rechts neben dem Haus Nr. 82 erkennt man auf dem vorherigen Foto noch einen Teil von Nr. 83. Dieses Haus gehörte bereits auf der ältesten Karte und dem zugehörigen Kataster von 1826 zu Nr. 82 und diente als Austragshaus, in dem der Hofbesitzer nach der Übergabe an den Hoferben seinen Lebensabend verbrachte. 1861 und 1864 war das Haus unbewohnt.

Zu ihm gehörte keine gesonderte Hoffläche. Während Nr. 82 erst 1924 erbaut wurde, ist Nr. 83 bereits auf dem ältesten Plan zu erkennen. Das Erbauungsjahr ist unbekannt. 1968 wurde das Haus abgebrochen, an seiner Stelle befindet sich heute ein Garten.

 

Nr. 84 – Kapellenberg 9


Haus Nr. 84 in den 20er Jahren

Dieses Anwesen gehört zum ältesten Ortsteil. An seiner Stelle und/oder dem benachbarten Hof 82/83 stand wahrscheinlich die Burg der ersten Dorfherren. Von hier aus breitete sich das Dorf zur heutigen Größe aus. Von dieser Burg sind bekanntlich nicht einmal Reste erhalten. Das heute existierende Haus wurde 1893 erbaut. Bei dem Anwesen mit 19¼ Morgen Feld und 1 Krautacker handelte es sich wahrscheinlich um ein Lehen des Klosters St. Stephan in Würzburg.(2)

1675 kaufte Veit Scheckenbach für 100 Gulden das Haus, verkaufte es aber schon 1682 an Matthäus Conrad, der aber bereits 1683 an der Pest starb.

Nächster bekannter Besitzer ist der Büttner Gottfried Trautmann aus Rottenbauer, der 1785 Eva Lesch von Eßfeld heiratete. Ab 1838 besaß sein Sohn Johann den Hof, den der uneheliche Sohn seiner Frau, Adam Pfanzer, erbte. Dessen Tochter Maria Dorothea heiratete 1901 Valentin Herrmann von Rittershausen, der in seiner dritten Ehe 1926 Maria Regina Pfeuffer vom benachbarten Hof Nr. 85 heiratete. Seiner zweiten Ehe entstammte sein einziges Kind, die Tochter Barbara Rosa, die 1947 Georg Schenkel  von  Hohestadt  heiratete.  Dessen  Sohn Alfons besitzt das Anwesen heute, hat jedoch ein neues Haus in der Siedlung erbaut.


Ausschnitt aus dem Bauplan von Nr. 84 aus dem Jahre 1893

 

Nr. 85 – Kapellenberg 11

Dieser Hof war der sogenannte „Schafhof“, der ebenfalls zum Burghof gehörte. Auf die Schäferei wird im Kapitel „Landwirtschaft“ genauer eingegangen. Der Name Schafhof spricht für sich, in diesem Anwesen wohnte der Schäfer, der die hiesige Schäferei betrieb. Die Matrikel geben seit 1618 Namen von Schäfern an. Johannes Bayler 1618, Johannes Haar 1619, Heinrich Boxler, Schafknecht 1620, Johannes Hausner 1620, Barthel Rützel 1630, 1632, Johannes Stör 1643–1647, Martin Pfister 1657, Adam Pfister 1680, Nikolaus Müller 1690–1699, Johannes Gropp 1695, Christoph Kißner 1703, 1706, Petrus Hohe 1706, Bartholomäus Heeger 1711 bis 1725, sein Sohn Nikolaus Heeger 1725, Johannes Adam Hartmann 1729, 1733, Christoph Seubert 1736, Andreas Eberhard 1737, Johannes Rappert 1739–1742, Balthasar Wagner 1746–1749, Jakob Müller 1753, Johannes Seiz 1755, 1757, Johannes Muth von Iffigheim 1761–1766, Johannes Seiz 1768, übernahm die Schäferei Wolkshausen.

1782 war Johannes Stößer von Großrinderfeld Schäfer, danach sein Sohn Andreas, der der letzte Schäfer von Eßfeld war. Der Hof kam an seinen Sohn Georg Adam, dessen Tochter Barbara 1877 Leonhard Pfeuffer heiratete. Das Haus kam an ihre Tochter Maria Regina, die 1882 Valentin Herrmann vom benachbarten Hof Nr. 84 heiratete. Deren Sohn Adam Georg erbte das Anwesen. Seine Tochter Marianne heiratete 1972 Erhard Lanig von Eßfeld, Nr. 58.

Nach dem Ende der Schäferei wurden die Gebäude neu errichtet. An der Stelle des heutigen Wohnhauses befand sich früher ein Garten, an der Stelle der Scheune stand das ehemalige Wohnhaus.

 

Nr. 86 – Kapellenberg 12


Das alte Haus Nr. 86 mit der Zehntscheune

Dieses Anwesen war der „Fron- oder Herrenhof“, manchmal auch nur „der Hof“ genannt. Er bildete das landwirtschaftliche Anwesen, das zum gegenüberliegenden Herrenhaus gehörte und existiert damit wahrscheinlich ebenfalls seit mindestens dem 99. Jahrhundert. Anfangs befand sich dieser Hof im Besitz einer Adelsfamilie. Nach deren Aussterben kam es zum Eigentum des Ritterstifts St. Burkard. 1274 wird Conrad Sudelmann als Besitzer angegeben.

Für die folgenden Jahrhunderte sind nur spärliche Informationen über den Fronhof erhalten. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde von einem Pächter geführt, der vom Dorfherren eingesetzt wurde. Zeitweise gab es keinen Pächter, die Felder wurden zur Aberntung versteigert, von den Erträgen mußten die jeweiligen Abgaben geleistet werden.

Über Bewohner bzw. Besitzer ist aus früheren Jahrhunderten nichts überliefert. Im zugehörigen Wohnhaus wohnte wahrscheinlich der jeweilige Pächter.


Das 1938 erbaute Haus Nr. 86

Der Fronhof wurde 1780 vom Fürstbischof mit 80 Morgen Feld, auf denen das Schafweiderecht ruhte, an 26 Eßfelder Bauern abgegeben. Diese teilten die 80 Morgen unter sich in gleiche Teile und behielten das Schafrecht. Den Fronhof verkauften sie an Johann Adam Wolz von Nr. 41, der ihn seiner Tochter Maria Magdalena, die 1839 Johann Michael Leuckert (von Nr. 62) heiratete, als Heiratsgut gab. Ihre Tochter Ottilia heiratete 1867 Andreas Pfeuffer. Mark von Stalldorf, dem das Anwesen 1935 überschrieben wurde. Dessen Sohn Gerhard ist heute Hofbesitzer. 

Das alte Haus befand sich im linken Teil der Zehntscheune, deren Grundmauern noch heute erhalten sind. Nach dem Bau des heutigen Hauses 1938 wurde im alten Haus ein Stall eingerichtet. Das alte Wohnhaus wurde laut dem Gült- und Lehenbuch des Stifts St. Burkard einige Jahre vor 1698 neu erbaut(3).

 

Nr. 87 – die St.-Nikolaus-Kapelle

Über das genaue Alter der Kapelle ist nichts überliefert, es ist jedoch anzunehmen, daß bereits seit den Anfängen des Ortes hier eine Kapelle stand (s. Kapitel „Nikolauskapelle“).

 

Nr. 88 – Hahnenhof 1

Dieses Anwesen bestand früher nur aus einem kleinen Haus direkt anschließend an den Fronhof. 1904 wurde das Grundstück vergrößert und rechts anschließend an das alte Haus, das durch eine Scheune ersetzt wurde, ein neues größeres Haus gebaut. Dieses ist auf dem Foto noch im Rohbau zu sehen. Später ist es auf seine heutige Höhe aufgestockt worden.

In einem Verzeichnis von 1782 erscheint das Haus nicht, ebenso nicht im Schatzungsbuch von 1800. Einen ersten Hinweis auf die Erbauung eines Hauses an dieser Stelle gibt eine Notiz in einem Gemeinderatsprotokoll von 1803. Darin wird dem Gemeindediener Andreas Hönig (gest. 1821), der aus Theilheim stammte und 1781 Margaretha Wirsching heiratete, ein Platz an der Kapelle zum Bau eines Häuschens zugesprochen.

Nächster bekannter Besitzer war 1826 Zacharias Pfeuffer, der trotz der beengten Platzverhältnisse in seinem Häuschen Vater von 14 Kindern war, von denen immerhin neun überlebten. Danach besaß sein  Sohn  Peter  das  Haus,  ab  1850  wohnte  er  in Nr. 89. Das Haus kam an seine Schwester Anna Maria, die es in die Ehe mit Josef Eck von Rottenbauer einbrachte.

Das Haus erwarb der Weber Johann Engert. Nach seinem Tod heiratete die Witwe Margarethe seinen Stiefbruder Adam Braun.

1896 kaufte Michael Deppisch von Sonderhofen das Anwesen. Von diesem erwarb es wiederum der Maurer Anton Geißendörfer von Hüttenheim. Dieser erbaute 1904 das untere Stockwerk des noch heute stehenden Hauses. Das Haus kam an seine Tochter Regina, die 1925 Adam Nun, Maurermeister aus Rodheim, heiratete. Dieser erbaute 1930 Nr. 30½ neu und zog dorthin um. Das Haus kam an seinen Sohn Anton, der es an Wenzel verkaufte. Von diesem kaufte es Bernhard Abb, der es heute besitzt.

 

Nr. 89 – Hahnenhof

Dieser Hof war eine der Lehenhuben der Hofkammer, dazu gehörten 1642 62 Morgen Feld(4). 1642 besaß das Anwesen Martin Englert, dann Adam Michel jun., dann durch Heirat Adam Klein. Später gehörte die Hofriet Martin Brand, dann Martin Rüdlauf.

1768 gehörte das Anwesen Johann Brückners Witwe, später ihrem Sohn Michael (1782). Dessen Tochter Barbara heiratete 1817 den Schmalzhändler Melchior Hofmann von Gützingen, der später bei Nr. 44 erscheint.

Später wird Joseph Himmel von Krensheim, der 1822  Georg  Leschs  Witwe  Barbara  heiratete,  als Eigentümer genannt. Die Ehe blieb kinderlos, der Hof kam an die Tochter Margarethe aus der ersten Ehe seiner Frau. Diese heiratete 1848 Peter Pfeuffer von Nr. 88. Dieser verstarb bereits 1854, seine Witwe heiratete Balthasar Deppisch von Aufstetten.

Der Hof kam an die Tochter Maria Therese aus erster Ehe, diese heiratete 1876 Michael Rauch. Ihre Tochter Margarethe brachte 1912 das Anwesen in die Ehe mit Franz Imhof von Külsheim ein. Margarethe Imhof verstarb bereits 1916. Franz Imhof verkaufte das Grundstück 1935 an Johann Scheuermann und zog mit seiner zweiten Frau nach Würzburg, wo er am 12. März 1945 bei einem Bombenangriff umkam. Bereits am 13. März 1933 waren Wohnhaus und Scheune durch ein von spielenden Kindern verursachtes Feuer abgebrannt, das Haus wurde ein Stück weiter südlich neu erbaut. Von Johann Scheuermann kam es an den Sohn Ludwig, dessen Tochter Anette es heute gehört.

 

Nr. 90 – Hahnenhof

Um 1793 war Lorenz Herrmann der Besitzer dieses Anwesens, er verstarb 1833. Den Hof erwarb Anna Maria Scheuermann von Grünsfeld. Laut Matrikeln bewohnte das Haus Martin Balling von Eichelsee mit seiner Familie. Wie es dazu kommt, daß einer auswärtigen Person das Haus gehört, ist nicht nachvollziehbar. 1855 erwarb Josef Braun, der ebenfalls aus Grünsfeld stammte, das Anwesen. Nach ihm besaß es sein Sohn Michael. Um 1900 kaufte Georg Gerschütz den Hof. Von ihm erbte  es sein Sohn Stephan, der im Zweiten Weltkrieg fiel. Später besaß Robert Schöpf für kurze Zeit das Haus. Von ihm erwarb es Maria Scheibeck, ließ es 1975 abbrechen und durch einen Neubau ersetzen.


Das obere Dorf im Jahre 1826

 

 


(1)AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 99
(2)ebd.: S. 44
(3)ebd.: S. 38ff.
(4)ebd.: S. 99