Wie auch in den anderen Dörfern des Ochsenfurter Gaus gibt es in Eßfeld alte Hausnamen, die sich vom Familiennamen des heutigen Haus- und Hofbesitzers unterscheiden. Viele dieser Namen sind nur noch den älteren Generationen bekannt und werden auch nur noch selten benutzt. Die folgende Aufstellung soll verhindern, daß diese in Vergessenheit geraten, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Einige der Hausnamen sind relativ leicht zu deuten, sie beziehen sich auf Berufe, die die Hausbesitzer oft über Generationen hinweg ausübten.
„'s Schaffers“ (Schäfer): Dieser Hausname bezieht sich auf den ehemaligen Schafhof (Nr. 85), der zum ältesten Teil des Dorfes gehört. Jahrhundertelang wohnte hier der Schäfer, der die hiesige Schäferei betrieb. Letzter Schäfer war Andreas Stößer, gest. 1864. Das Anwesen gehört heute Marianne Lanig.
„'s Sattlersch“ (Sattler): Dieses Haus (Nr. 67) wurde 1995 abgerissen, es wurde auch das „Sattlerschhäusle“ genannt. Diese Bezeichnung geht auf den Sattler Valentin Pfeuffer zurück, der das Haus 1910 kaufte.
„'s Wochners“ (Wagner): Der erste Wagner, der in diesem Anwesen (Nr. 31½) wohnte und arbeitete war Johann Singer, der das Haus 1875 erbaut hatte. Von ihm kaufte es der Wagner Kaspar Zehnder aus Acholshausen, der 1885 nach Eßfeld kam. Das Anwesen verblieb in der Familie Zehnder, auch der Beruf wurde in der Familie weitergegeben.
„'s Schosters“ (Schuster): Die Bezeichnung geht wahrscheinlich auf den Schuster Michael Pfeuffer zurück, der 1905 in das Anwesen (Nr. 52) einheiratete. Auch sein Sohn Johann Georg war Schuster. Heute ist Josef Baumann Besitzer des Hofs.
Auch das Ehrenamt des Schultheiß (Schulz) oder Bürgermeister war Anlaß für einen Hofnamen.
„'s Schulze“: Michael Breunig, 1899 Bürgermeister, kaufte diesen Hof (Nr. 4) und war damit Patron für den Hofnamen. Das Haus gehört heute zum Anwesen von Herbert Landauer.
Die meisten Hausnamen gehen auf Vor- oder Nachnamen von Vorbesitzern zurück. Sie dienten häufig dem Zweck, Verwechslungen bei häufigen Familiennamen zu vermeiden oder werden von Namen abgeleitet, die viele Generationen auf einem Hof existierten.
„'s Veite“: Dieser Hausname geht auf Veit (Vitus) Metzger (1738–1809) zurück. Über Deppisch kam der Hof (Nr. 82) an Körner, heutiger Besitzer ist Martin Körner.
„'s Fritze“: Mit diesem Hausnamen wurde die ehemalige Wirtschaft „Zum schwarzen Adler“ bezeichnet. Namenspatron war wohl Friedrich (Fritz) Deppisch (1847–1899). Heute ist Ernst Mark Besitzer des Anwesens (Nr. 24).
„'s Hans“: Dieser Hausname bezeichnete Nr. 12, die heutige Raiffeisenbank. Der Name stammt wahrscheinlich von Johann Conrad (1737–1800), keiner der späteren Besitzer hatte als Vornamen „Hans“ oder „Johann“. Das Anwesen kam über Breunig an Lesch, von denen es durch Kauf an Scheuermann ging.
„'s Kilians“: Kilian Breunig (1830–1903), der das Haus 1875 besaß, war wahrscheinlich Patron für diesen Hausnamen. Der Vorname wurde wohl benutzt, um bei den verschiedenen „Breunig“-Zweigen in Eßfeld Verwechslungen zu vermeiden. Durch Kauf kam das Haus (Nr. 49) schließlich an Schöpf.
„'s schwarze Michels“: (Nr. 57) Der Ursprung dieses ungewöhnlichen Namens konnte leider nicht herausgefunden werden. Keiner der bekannten Besitzer hieß mit Vor- oder Nachnamen „Michel“. „Schwarz“ bezieht sich wahrscheinlich auf die Haarfarbe. Das Anwesen gehört heute Jörg.
„'s Störe“: (Nr. 62) Wahrscheinlich leitet sich der Name von Margaretha Stöhr ab, die 1766 vom damaligen Hofbesitzer Johann Leuckert geheiratet wurde. Der Name der Frau sollte wohl der besseren Unterscheidbarkeit dienen, es gab damals mehrere „Leuckert“-Zweige in Eßfeld. Der Hof kam schließlich an Kilian Raps, dessen Nachkommen es bis heute in Besitz haben.
„'s Michels“: Hinter diesem Hausnamen verbirgt sich das ehemalige Gasthaus „Zur Traube“. Nachdem es 1862 von Johann Michel aus Bütthard gekauft worden war, wurde es allgemein nur noch „'s Michels“ genannt. Das Gasthaus wurde in der Familie weitervererbt, Ende der 50er Jahre aufgegeben. Heute ist Gerda Lesch, geb. Michel, die Besitzerin.
„'s Wolze“: 1755 heiratete Georg Woltz in das Anwesen (Nr. 6) ein, das seither wohl diesen Hausnamen trägt. Der Familienname blieb auf dem Hof, bis Eva Wolz 1909 Franz Josef Dertinger aus Großrinderfeld heiratete, in dessen Familie sich das Anwesen weitervererbte.
„'s Friese“: Dieser Name geht auf Michael Fries zurück, der den Hof (Nr. 78) 1889 kaufte. Bereits mit seinem Sohn Georg, der im Ersten Weltkrieg fiel, starb der Name „Fries“ auf dem Hof aus. Heute ist Alfons Reinhard der Besitzer.
„'s Müllers“: 1861 war Valtin Müller, Bürgermeister von Eßfeld, Hofbesitzer (Nr. 21). Auf diesen läßt sich wahrscheinlich der Hofname zurückführen. Allerdings verschwand der Name „Müller“ in der nächsten Generation bereits wieder vom Hof, da er keinen Sohn hatte. Über Langmandel kam der Hof an Breunig, durch Kauf schließlich an Eugen Schmitt.
„'s Korbmann Schmitts“: Wie „Breunig“ war auch der Name „Schmitt“ recht häufig in Eßfeld, weshalb wohl dieser Hausname entstand. Andreas Korbmann von Gaurettersheim, der 1874 in den Hof (Nr. 64) einheiratete, war Namenspatron für diesen Namenszusatz. Später kam der Hof an Peter Schmitt von Bieberehren und bis heute in dieser Familie geblieben.
„'s Freundles“: Dieser Hausname geht auf Andreas Freund (1871–1938) zurück, der das Haus (Nr. 9) erwarb. Er betrieb darin eine Gemischtwarenagentur mit Poststelle. Der Name „Freund“ hielt sich jedoch nur eine Generation, heute gehört das Haus Ludwig Renninger.
„'s Hofmarks“: Dieser Name setzt sich aus zwei Teilen zusammen. „Hof-“ bezieht sich auf den ehemaligen Fronhof, zu dem dieser Hausname gehört. „-mark“ geht auf Georg Mark aus Stalldorf zurück, der 1870 in den Hof einheiratete und in dessen Familie das Anwesen bis heute verblieb.
Das gleiche Anwesen wurde vorher „'s Hofpfeuffers“ genannt, nach dem Schwiegervater von Georg Mark, Michael Pfeuffer, der vor ihm Hofbesitzer war.
Über einen alten Hausnamen, an den sich allerdings nicht einmal die ältesten Eßfelder erinnern können, berichtet Pfarrer Amrhein. Der Hof von Wachter (Nr. 13) war 1579 im Besitz des damaligen Schultheißen Hans Lesch und wurde deshalb früher der „Leschenhof“ genannt(1).